Mittwoch, 20. Mai 2015

Treffen mit der Vergangenheit

Kürzlich war ich auf einem 50sten Geburtstag eingeladen.

Nun ja, man ist ja keine 20 mehr,
da häufen sich die Einladungen
zu Gammelfleischparties.
Auf dieser Party traf ich Menschen die ich nicht kannte, was ja vorkommen kann. Was mich aber viel mehr überraschte, es waren überraschend viele Menschen da, die ich NICHT MEHR kannte.

Menschen die ich schon seit 20 Jahren oder länger nicht mehr gesehen hatte.

Unglaublich, das.

Man unterhält sich und denkt die ganze Zeit: "Irgendwie kommt mir der/die doch bekannt vor" und plötzlich stellt man fest, dass man sich zum berüchtigten 2ten Mal sieht.

Ich stehe also so an der Bar und unterhalte mich mit einem Mann, als plötzlich eine blonde Frau - ungefähr in meinem Alter und einem leicht angetrunkenen Zustand - auf uns zukommt.


"Ah, die Gattin, will ihr Terrain abstecken." denke ich.


ABER anstatt sich dem Typen an den Hals zu werfen, fragt sie: "Lady Crooks?"


"Ähm, ja?!"


Die Dame wirft sich mir an den Hals.


Ich schiebe sie von mir: "Das muss eine Verwechslung sein."


Die Blondine: "Nein, nein.... Ich bin's Susanne!"


"Susanne?"


"Ja, Susanne! Susanne Irgendwas.


Ein leises klingeln in den tiefsten Windungen der Hirnwindungen.
Der Namen hatte kam mir bekannt vor. Den hatte ich schon mal gehört, aber vor langer, langer Zeit und so recht eine Erinnerung an den Menschen dazu hatte ich nicht mehr.


Meinen etwas unsicheren Blick bemerkend: "Wir waren zusammen auf der Schule."


"Ja?  Ja....! Ich glaube ich erinnere mich. Du warst ein oder zwei Klassen unter mir."


"Ja, genau! Du warst immer mein großes Vorbild. Du warst so cool, so hübsch und immer toll angezogen. Ich wollte immer so sein wie du."


Etwas peinlich berührt ob der völlig unerwarteten Bewunderung: "Ähm, jetzt übertreibst du aber ein bisschen."


Die Situation war mir ziemlich peinlich.
Erstens weil ich mich kaum an die Dame erinnern konnte,
zweitens ich die mir zugesprochenen Attribute niemals so empfunden habe und
drittens einige Leute der etwas peinlichen Konversation folgten.


"Nein, nein ich habe dich immer bewundert und ich frage mich seit der Zeit, was wohl aus dir geworden ist. Wie lange haben wir uns jetzt nicht gesehen? Über 20 Jahre? Ich habe mich schon so oft gefragt wie es dir geht. Ich freue mich so dich wieder gefunden zu haben"


Den Rest der Elogen spar ich euch.
Aber seither frage ich mich, wie kommt es dass sich ein Mensch, an den ICH mich kaum mehr erinnere mich so bewunderte.


Gut, die Dame war angetrunken und da sagt man vielleicht mal etwas was vielleicht übertrieben ist, aber sie hat sich nach all den vielen Jahren an mich erinnert.
Sie hatte mich ÜBER 20 Jahre nicht gesehen und mich sofort wieder erkannt.


Das ist mehr strange....


So richtig passt das Label
"Kindheitserinnerungen" ja nicht,
weil ich mich ja nicht mehr erinnere,
aber ich nehme es trotzdem. ;-)


10 Kommentare:

  1. Guten Morgen Lady Crooks,
    hö,hö, hö, "GAMMELFLEISCHPARTY" bitte dir Kirche im Dorf lassen, ich bin im Juni auch auf eine solche eingeladen, meine ist schon ein paar Jährchen her, da sagte man allerdings"endlich 50ig" ;-)
    Bezüglich deiner Schulkollegin, so etwas ist mir auch schon passiert, es kam mal eine für mich wildfremde Frau auf mich zu, umarmte mich und war so erfreut mich zu sehen, doch ich konnte mich nicht an sie erinnern. Nicht dass sie so alt ausgeschaut hat, nein überhaupt nicht, einfach perfekt gestylt, schlank, usw. Ich musste nicht mal länger nachfragen hat sie mir sofort erzählt, wieso sie mich nicht vergessen wird, es klingelte noch nicht. "Na weißt du nicht mehr ich habe in Latein immer bei dir abschreiben dürfen und du hast dich nie beschwert". Heute ist sie eine angesehene Pharmazeutin. Tja in Latein war ich besser als in Mathe.
    Manchmal bleibt man jemandem auch in guter Erinnerung und ab und zu telefonieren wir.
    LG und einen schönen Tag.
    Sadie

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    1. Ja, da hast du wohl recht.

      Es gibt bestimmt auch Menschen sie sich an mich kaum erinnern, aber ich sie noch gut im Gedächtnis habe.

      So ist das Leben...

      Scheinbar...

      Heimliche Idole ;-)

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  2. Manche Menschen bewundern eben heimlich, ich mach das auch. ;D

    Und ich musste lachen, weil ich dank deiner Geschichte gerade einen Flashback hatte. Habe vor einigen Monaten meinen heimlichen Oberschulschwarm im Supermarkt getroffen. Wie habe ich den damals (still und heimlich) bewundert, so sehr, dass ich seinetwegen sogar in den Chor eingetreten bin. Natürlich hat er mich nie registriert, mich hat früher nie einer registriert. Und dann stand er im Supermarkt neben mir, bei ihm seine Frau, die ihm in einer Tour Vorschriften machte und sehr nörgelig drauf war. Erst habe ich ihn kaum erkannt, dann musste ich lachen, aber irgendwie war es auch ein bisschen traurig, was aus meinem Schwarm geworden ist. *g*

    Also sei froh, dass du sofort erkannt wurdest. Ist ein gutes Zeichen. ;))

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    1. Ich frage mich, ob sich mein erster Schwarm noch an mich erinnert.
      Obwohl, ja. So wie ich den gestalked habe....

      Aber interessant ist es schon, wie manche Menschen sich entwickeln.
      Habe ich auch schon oft gedacht.

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  3. Das ist die Sache mit der Selbstwahrnehmung, liebe Lady C. Man hält sich selber für ganz "normal und durchschnittlich" während andere in einem etwas Besonderes im positiven oder negativen Sinne sehen... Wahrscheinlich hat man im Leben mehr Menschen auf irgendeine Weise berührt, als einem selber bewusst ist. Wie oft hat man selbst schon eine andere Person still aus der Distanz bewundert, ohne dies zu offenbaren?
    Liebe Grüße von Felina, die überzeugt ist, daß Du auch hier von vielen bewundert wirst und so manchem ein Vorbild bist.

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    1. So ist es wohl.
      Du meinst ich werde bewundert und bin ein Vorbild?
      Das sage ich meinem Chef ;-)

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  4. Na, jetzt weiß ich bescheid...

    Ja, das ist ein sehr nettes Kompliment. Ich bin nur etwas peinlich berührt, weil ich mich so anfangs gar nicht an sie erinnern konnte.

    Mir fällt auch jetzt keine Situation ein, in der wir mal etwas miteinander zu tun gehabt hätten.
    Wir sind uns sicherlich hin und wieder auf dem Pausenhof begegnet oder im selben Bus gefahren, aber ich bringe keine Erinnerung mit dieser Dame zusammen.

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  5. So´n kleines,nachrägliches Heldenepos ist doch ganz charmant....JA und auch etwas peinlich,stimmt.

    Vor einigen Jahren traf ich auf einer Feier einen Mitschüler (5-7 Klasse) und habe ihn nicht erkannt,dachte noch:"Man,der Typ muss ein anstrengendes Leben gehabt haben."(er hatte starke Ähnlichkeit mit Mickey Rourke in " The Wrestler").
    Als mir dann jemand sagte,wer das ist und der Erkennungsprozess in meinem Kopf auf Touren kam,verwandelte er sich zurück in den etwas schüchternen Klassenkameraden mit dem schiefen Lächeln und dem leicht unsicheren Blick.
    Wie in einem Trickfilm,war der Wrestler plötzlich verschwunden und die Jahre fielen irgendwie auch von ihm ab.

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    1. Ich will mir hat nicht vorstellen wie der aussah.
      Mickey Rourke hat sich ja sauber zu Grunde gerichtet, wobei das bei dem weniger die Lebensweise, denn sein Chirurg war.

      Aber ich glaube ich verstehe was du meinst.

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  6. Manchmal tut es auch gut etwas einfach wie einen Balsam auf die Seele wirken zu lassen......einfach so Lady Crooks ;-)

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