Montag, 10. Oktober 2016

Herbstzeit = Erntezeit


Erntezeit im Schwabenland!

Die Lady war das letzte mal vor ca 30 Jahren bei einer Traubenernte dabei.

In der Nähe von Provinzstadt gibt es, neben vielen hauptberuflichen Winzern auch welche die nur drei oder vier Weinberge haben und dies als Hobby betreiben. Hobbywengerter sagt man hier dazu.

Am Freitag erreichte die Lady ein Anruf.
Steffie, die Mutter einer Klassenkameradin der Süßen:
"Kann die Süße vielleicht morgen mit uns in die Weinlese gehen, damit Carla jemanden zum spielen hat und ihr nicht so langweilig ist?"

"Ja, klar, braucht ihr noch jemanden der beim Lesen hilft?"

"Lady! Natürlich! Du weißt doch, bei der Weinlese ist jede helfende Hand erwünscht!"

"Super! Dann komme ich mit und helfe. Das habe ich ja schon ewig nicht mehr gemacht. Mir hat das als Kind immer super Spaß gemacht!"

Bis die Lady und die Süße, dann allerdings im Weinberg waren (die Süße hatte latente Motivationsprobleme), war es dann doch schon 10 Uhr.
Der erste Weinberg war schon fast fertig gelesen.
Die Lady las noch der Ordnung halber ein paar Weinstöcke ab:



Sieht man nicht richtig, aber war extrem Steil!

Dann gab es erst mal eine Brotzeit.
Nach der Brotzeit ging es zum nächsten Weinberg.
Die Lady fuhr hinter den anderen Erntehelfern her, (in den Weinbergen war ein Verkehr, dass man meinen konnte, dass der Verkehr der naheliegenden Autobahn über die Weinberge umgeleitet werden würde) wollte ihr Auto schlau parken und zwar vor einem Weinberg mit neuen Weinstöcken, weil sie da sicher sein konnte, dass da keiner kommt, der den Wengert lesen wollte, wurde aber vom Chef angewiesen: "Nicht da, da kommen wir nicht mit unserem Hänger vorbei. Weiter vorne, viel weiter vorne...."

Also stellte die Lady ihr Auto weiter vorne ab....
Auch wenn sie das Problem des Chefs
 nicht wirklich erkennen konnte, denn
der Hänger kam da sehr wohl vorbei. 
Aber manchmal ist es schlauer
 nicht zu diskutieren, denn
der Chef war eher von der etwas
aufgeregteren Sorte Mensch 



Der Chef teilte die Erntehelfer ein, er selbst schleppte die Bütt.
Es gab heuer nicht viele Trauben, aber die, die da waren waren extrem lecker!
Der Chef korrigierte immer wieder mal, die Erntehelfereinteilung oder kommandierte:
"Lass den Eimer stehen, ich hole ihn dann ab" oder "Helf mal der Anneliese (80 Jahre alt) den Eimer auszuleeren", Clemens (der zweite Büttenträger) geh du in die andere Reihe, ich mach hier..."

Die Anweisungen waren, freundlich gesprochen, sehr klar formuliert, dass die Lady sich etwas wunderte, dass ein Hobbywinzer so einen Stress machte. Fand es aber überaus amüsant. Ein schwäbisches Original halt, ein Grantler, wie man dazu sagt.



Nach knapp 2 Stunden waren alle Trauben auf dem Hänger.
Der Chef: "So schnell waren wir noch nie! Jetzt geht es zum gemütlichen Teil über"
Das war ganz offensichtlich der Teil, der dem Chef am liebsten war.
Wir packten unsere sieben Sachen und fuhren zurück zum ersten Weinberg, denn dort sollte bei der Hütte gegrillt werden:
 



Der Chef teilte ein wer zu grillen hat: "Rudi, du machst den Grillmeister, ich brauche jetzt erst mal meine Zeitung und ein Bier."

Bier bei der Weinlese, sowas
 hatte die Lady noch
 nie gesehen, aber gut....
Rudi kam der Aufforderung
des Chefs nicht nach, aber
irgendwer legte die Würste
auf den Grill und jeder kümmerte
sich ein bissschen.
Außer der Chef
Die Lady setzte sich mit Claras Eltern zusammen und quatschte
Die beiden sind total nett,
wir machen öfters
etwas zusammen
"Fährt der Chef seine Trauben nicht selbst weg? Das ist doch sonst immer die ehrenvolle Aufgabe des Chefs, damit er gleich erfährt wieviel Öchsle der Wein hat."
"Nein, der ist ja schon zu alt. Das ist das erste Mal, dass er nicht selbst beim Lesen geholfen hat."

Die Lady schaute
leicht irritiert

"Wie bitte? Der ist doch höchstens in unserem Alter und er hat doch die Bütt geschleppt."

Schallendes Gelächter!

"Lady!!!*kicher, kicher*
Du meinst den Gerd?! Der Gerd ist der einzige "Angestellte" hier. Der bekommt Geld dafür, dass er die Bütt schleppt. Der Weinberg gehört meinem Vater (Steffies Vater war die ganze Zeit in der Hütte geblieben, hat den Ofen angeheizt und die beiden spielenden Mädchen beaufsichtigt etc) und alle hier Anwesenden gehören zur Familie oder sind Freunde der Familie, außer Gerd. Den haben wir geholt, weil wir jemanden brauchen der die Bütt trägt."

Jetzt war die Lady am Lachen!

"Aber hallo, dafür führt er sich aber ganz schön auf. Ich habe mir zwischendurch schon mal gedacht: Dafür, dass ich das hier für lau mache hat der einen ganz schönen Ton an mich ran, aber ich fand das schon wieder lustig. Ich habe das als schwäbisches Grantlertum abgetan."

"Ich weiß, ich habe mich schon oft über ihn geärgert und mein Vater, hat im ersten Jahr als der dabei war ihn auch mal zur Seite genommen und ihm erklärt, dass die Leute hier alle unentgeltlich machen und dass er sich gefälligst nicht so aufzuführen hat, aber der ist riegeldumm und der wird das nicht mehr lernen. Ich höre da mittlerweile einfach nicht mehr hin..."

Und das Fazit der Geschicht: Nicht immer ist der größte Schreihals auch der Chef.... ;-)

Tja und so ein Erntehelfer darf sich dann auch besonders schöne Trauben abschneiden und mit nach Hause nehmen....


Die Süße hatte übrigens auch ziemlich viel Spaß und will nächstes Jahr unbedingt wieder mit.

Dann will sie aber die Bütt tragen (Clara hat eine Kinderbütt)

1 Kommentar:

  1. Ich glaub, ich will auch mal an die Bütt...! Das klingt echt spaßig!
    Erntegrüße vom LandEi

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