Montag, 8. Dezember 2014

"Heilige Weihnachtsmänner"

Felina hat mich mit ihrem Post an eine Begebenheit aus meiner Jugend erinnert.



Es begab sich anno dazumal, irgendwann im November in den 80ern.


Lady Crooks besuchte eine Schule in einem anderen Ort und fuhr jeden Morgen mit dem Schulbus.
Die Bushaltestelle war ca 3 Kilometer von zuhause entfernt. Das ist im Winter und in der Dunkelheit kein Spaß.
Wenn die Temperaturen, wie in diesem besagten November, dann aber auch noch weit in den 2-stelligen Minusbereich rutschen, wird es ganz unschön.
Lady Crooks hatte damals Nachbarn, deren Sohn die gleiche Schule besuchte. Der Vater, des Nachbarnjungen brachte seinen Filius jeden Morgen in die Schule, da die Schule sowieso auf dem Weg zur Arbeit lag.
Da es so bitterkalt war fragte Lady Crooks höfllich an: "Könnten Sie mich morgens mit in die Schule nehmen? Derzeit ist es so bitter kalt und die Bushaltestelle ist so weit weg."

Es gab eine etwas zögerliche Antwort: "Ja, meintewegen. Aber du musst pünktlich um 07.15 bei uns sein. Wir können nicht warten."



Mein zweiter Vorname ist Pünktlichkeit. 
Ich kann es bis heute nicht leiden unpünktlich zu sein.
Ich kann es allerdings auch nicht leiden,
 wenn andere Menschen unpünktlich sind.
Ich finde es eine Frechheit die Lebenszeit
anderer Menschen zu verschwenden
in dem man sie warten lässt.



Also stand Lady Crooks am nächsten Morgen pünktlichst um Punkt 07.15 Uhr bei Minus 20 Grad (!) vor der Tür der Nachbarn und klingelte.

Die Tür öffnete sich einen Spalt: "Wir sind noch nicht fertig. Warte kurz an der Garage."

Die Tür wurde wieder geschlossen.

Da stand sie, die Lady Crooks.
Bei Minus 20 Grad.
Frierend.
Nach ca 10 Minuten öffnete sich das Garagentor und man genehmigte Lady Crooks ins warme Auto zu steigen.

Während der Fahrt wurde ganz deutlich klar, dass Passagiere nicht erwünscht waren. Mit Lady Crooks wurde nicht gesprochen. Es wurde nicht "Auf Wiedersehen" gesagt und selbstredend schon gar nicht angeboten, sie am nächsten Tag wieder mitzunehmen."



Da es keinen Unterschied macht ob man 20 Minuten durch die Kälte läuft oder 10 Minuten vor einer geschlossenen Garage steht, beschloss Lady Crooks künftig wieder Bus zu fahren, da war sie wenigstens kein unerwünschter Passagier.
Die Nachbarn nahmen dies kommentarlos zur Kenntnis und es wurde selbstverständlich KEINE Einladung ausgesprochen, Lady Crooks wieder in die Schule mitzunehmen. Selbst als man sie auf dem Weg zur Bushaltestelle mit dem Auto überholte wurde nicht angehalten (und man hatte sie gesehen, denn das Auto musste am Zebrastreifen anhalten. Aber man fuhr einfach weiter.)



Ein paar Tage später wurde Lady Crooks von Ihrem Relilehrer gebeten in den alljährlichen vorweihnachtlichen Frühmessen auszuhelfen.
Da der Relilehrer ein besonders netter Mensch war,
kam man dem Wunsch entgegen.


Diese Samstagsgottesdienste beginnen in aller Herrgottsfrühe.


Lady Crooks staunte nicht schlecht, als gerade jene Nachbarn - die sie in der Kälte haben stehen lassen, denen es zuviel war ein 15 / 16 jähriges Mädchen aus dern Nachbarschaft im Auto mitzunehmen, damit es in der eisigen Kälte durch die Pampas marschieren muss - dem Pfarrer nicht von der Seite wichen und nicht müde wurden diesem zu erzählen, welch großherzigen Menschen sie doch seien, weil sie hier eine Spende getätigt und dort eine Organisation finanziell unterstützt hätten. Sie kannten den Pfarrer offensichtlich sehr gut.
(Vermutlich waren sie,
im Gegesatz zu Lady Crooks,
regelmäßige Kirchgänger)



Auf jedem Fall, war der Vater sehr bemüht sich beim Pfarrer ins beste Licht zu rücken.
Als er Lady Crooks bemerkte, die da herumschlich und das eine oder andere dem Pfarrer half wurde er sehr freundlich:
"Ach hallo Lady Crooks, bist du auch schon so früh wach? Hätte ich das gewußt, dann hättest du doch mit uns mitfahren können."


Lady Crooks: "Nein, danke. Ich glaube Sie erfüllen Ihre Nächstenliebe besser finanziell, das können Sie dann wenigstens von der Steuer absetzen.
Ich habe keine Lust nochmals bei Minus 20 Grad 10 Minuten vor Ihrer Garage zu warten, weil Sie noch nicht fertig gefrühstückt haben und es offensichtlich unter Ihrer Würde ist, Menschen in Ihr Haus zu bitten damit diese nicht frieren und eine Spendenbescheinigung kann ich Ihnen ja auch nicht ausfüllen. Das bringt Ihnen also nichts"


Ich glaube, wenn Blicke töten könnten gäbe es heutzutage diesen Blog nicht
Der Relilehrer, der diesen Dialog mitbekommen hatte fragte später: "Was war denn da los?"


Er, der auch den Sohn des Nachbarn unterrichtete, war nicht sonderlich überrascht.
Sinngemäß meinte er: "Es ist ein Trugschluss, dass man ein guter Mensch ist, nur weil man jeden Sonntag die Kirche besucht. Mir sind Leute lieber die sich nie in der Kirche blicken lassen, dafür aber andere mit Respekt und Würde behandeln."

23 Kommentare:

  1. Chapeau für Deine Reaktion!
    Einfach nur super, und das mit 15/16.
    Reschpekt...
    LG - Wolf

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Na ja, mir war aus diversen Gründen bekannt, dass der Herr immer ganz viele Spendenbescheinigungen beim Finanzamt einreicht und ich hatte auch eine ganze Zeit Vorlauf um mir etwas zu überlegen, da ich den Herrn sofort gesehen habe, als er rein kam, er hingegen hat mich erst gegen Ende der Veranstaltung zur Kenntnis genommen. Ich war somit vorbereitet.

      Löschen
  2. Danke für diese Geschichte. Und großartig, dass du so schlagfertig warst :-) - unglaublich, jemanden bei Minusgraden draußen stehen zu lassen. Und ja, deine Meinung zu Pünktlichkeit und dem Diestahl von Zeit, das hätte von mir sein können. VG mayarosa

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Wie schon Herrn Lautleise geantwortet. Ich war ein wenig darauf vorbereitet, da ich den Herrn schon gleich am Anfang habe hereinkommen sah und ich zudem "Insiderinformationen" über sein Spendenverhalten hatte.

      Ja, ich finde Pünktlichkeit auch sehr, sehr wichtig.

      Löschen
  3. Sehr schöner Schlusssatz ;-) Danke dir.

    AntwortenLöschen
  4. Hallo Lady Crooks,
    genauso ist es, ich habe auch nichts übrig für Leute, die nur um zu gefallen alles auf sich nehmen, sich aber ansonsten keinerlei Gedanken um ihre Mitmenschen machen.
    Es kommt öfter vor, als man glaubt - leider und der Egoismus wird immer größer.
    LG Sadie

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Leider gibt es - besonders in den Kirchenorganisationen, habe ich den Eindruck - häufig Menschen die den Begriff Nächstenliebe sehr eigenartig auslegen.

      Löschen
  5. @Schlusssatz: Danke. So ist es. Kann man nicht laut genug sagen.

    Meine ganze Verachtung gebührt jemandem, der vorne rum den "frommen Kirchenmann" gab und ach so wichtige Ämter bekleidete - und hinter verschlossenen Türen "erzieherisch" die "Schlagkraft seiner Hände" (und nicht nur die) nutzte. Das mit der Verachtung beruhte allerdings auf Gegenseitigkeit, denn er sah auch auf mich herab, weil ich nicht mal getauft bin. Schon absurd, wen das Schicksal manchmal gemeinsame Wege gehen lässt. ;)

    Apropos Kirche: Hatte neulich eine "schöne" Diskussion mit dem Junior über das Thema "Konfirmation". Da ich selber mit "der Kirche" (von der Architektur mal abgesehen) nichts am Hut habe, soll der Junior selbst entscheiden, ob er getauft/konfirmiert werden möchte oder nicht. Wenn er allerdings eine tolle und sehr geschenkelastige Konfifeier haben möchte, und das wollte er, dann wird er auch sonntags in die Kirche gehen - und nicht nur zu Weihnachten - und wenn ich ihn selbst hintrage. Er hat sich nach einer lautstarken Diskussion gegen die Konfirmation entschieden. Ist auch sinnvoll, weil er ja vor Jahren lange dafür gekämpft hat, aus dem Reliunterricht austreten zu dürfen. ;D

    Nichts desto bin ich jetzt gerade die "strengste" oder "beknackteste" Mutter der Welt. Aber irgendwas ist ja immer... ;)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Jemand der auf einen anderen herunterschaut, weil dieser k/einer Religionsgemeinschaft angehört disqualifiziert sich automatisch selbst und jemand, der mit Gewalt erzieht ist ein ganz armseliger Charakter. Leider sind Organisationen wie die Kirchen nicht in der Lage solche Menschen auszusortieren. Im Gegenteil, ich habe oft den Eindruck, sie ziehen solche Menschen sogar an.

      Das mit der Kommunion/Konfirmation liegt auch noch vor mir.
      die Süße ist - aus Gründen - nicht getauft.
      Mal sehen, wenn die Zeit der Konfirmationen kommt. Sie darf ja eintreten, aber nicht wegen der Geschenkeschlacht;-)

      Löschen
    2. Das ist sehr konsequent von Anna und dir. Ich wünschte, es gäbe mehr Eltern, die das so sehen. Aber wie war es schon zu meiner Zeit: Man wird von Elternseite aus konfirmiert, weil "man das eben so macht", und als Konfirmand nimmt man die Gaben der Verwandtschaft natürlich gerne entgegen. Habe ich auch gemacht, ich gebe es zu. Sonst hätte ich auch gerne darauf verzichten können, denn meine atheistische Grundhaltung war damals schon ziemlich ausgeprägt.

      Immerhin hat meine Mutter dafür gesorgt, daß meine gute Erziehung bei der Geschenkannahme nicht verloren ging und ich später jedes Geschenk dem Schenkenden zuordnen konnte. So konnte ich in meiner später zu schreibenden Dankeskarte konkret darauf eingehen.

      Mein Cousin hat bei seiner Konformation die überreichten Umschläge quasi gegrabscht, vor versammelter Mannschaft wild aufgerissen, das Bargeld rausgenommen und gestapelt. Die im Umschlag befindlichen Karten blieben gänzlich unbeachtet. Ekelhaft.
















      Löschen
  6. Was für ein gelungenes Exampel für geheuchelte Nächstenliebe, liebe Lady C.
    Aber trotz Allem hat Dir dieser Nachbar doch ohne es zu wollen einen großen Gefallen erwiesen, indem er Dich schon früh geleert hat, daß wahre Nächstenliebe nichts mit Kirche oder Religion Und schon gar nichts mit Geld zu tun hat, sondern mit Aufmerksamkeit, Mitgefühl und Respekt.
    Liebe Grüße von Felina, die ein warmes Herz in der Kälte jederzeit einem kalten Herzen in einem warmen Auto vorzieht.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Danke für das Kompliment, liebe Lady Felina.

      Ich stand schon zu diesem Zeitpunkt der Amtskirche und den Menschen die immer brav in die Kirche rennen recht kritisch gegenüber. Diese Begebenheit hat mich allerdings in meiner bereits gefassten Meinung bestärkt. Ich bin genau aus diesem Grund mit 18 aus der Kirche ausgetreten.

      Löschen
  7. Ich les ja schon länger hier still mit, aber jetzt muss ich doch mal einen Kommentar loswerden. :)

    Jedenfalls, großartig! Echt, großartige Reaktion! Genau richtig gemacht. (Und ebenfalls ein großartiger Religionslehrer. Solche Äußerungen eines Religionslehrers sind für mich lange Zeit nicht denkbar gewesen, da die meisten genau solche Heuchler waren, wie die ganzen anderen Kirchgänger. :-| Aber da, wo ich herkomme, sind "Kirche" und "Heuchelei" sowieso eher synonym zu verwenden.)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ja, der Relilehrer war wirklich toll.
      Er war damals ein junger Mann der zwar theologie studiert konnte sich aber mit dem Zöllibat nicht anfreunden und auch sonst hatte er einiges an der Amtskirche auszusetzen.
      Hätte er mich nicht gebeten, wäre ich da auch nicht hin.

      Löschen
  8. Ich nenne die immer "Spendenheilige". Und tröste Dich, sollte es wirklich einen Gott geben, dann wird der auch sehen, wer wirklich Gutes tut und wer nur die Geldbörse öffnet, um auf Erden gut angesehen zu sein.
    LG, Holger

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Spendenheilige trifft es.
      Manche glauben eben auch heutzutage noch, dass der Ablasshandel funktioniert.

      Löschen
  9. Solche Typen bloß zu stellen,macht einen Heidenspaß.
    Schön auch,wenn man ein wenig Vorlauf hat,um die richtigen Worte zu wetzen.
    Hast Du gut hinbekommen!

    Hat er Dich danach anders angesehen,bzw.überhaupt noch die Tageszeit gesagt?

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ja, das mcht einen heidenspaß. Allerdings gebe ich frank und frei zu, dass ich nicht so schlagfertig gewesen wäre hätte ich mich nicht schon ein paar Wochen aufgeregt und die Vorlaufzeit nicht gehabt hätte bis der Herr mich wahr nimmt.
      Trotzdem war ich stolz darauf.
      Nein, er hat mich danach genausowenig angesehen wie er es vorher getan hat.
      Ich habe allerdings etwas ärger zuhause bekommen, weil er ein Mandant meines Vaters war und er sich bei meinem Vater über meine Frechheiten beschwert hat.
      Leider hatten meine Eltern nicht das Rückgrad mir an der Stelle beizustehen, weil es eben ein Kunde war. Aber das war mir dann auch egal. Ich fand, dass ich alles richtig gemacht habe.

      Löschen
    2. Da beschwert der sich auch noch!
      So ein (%&§()(%"%(!"§$$%§!!

      Löschen
    3. Nun, ich bin mir ehrlich gesagt bis heute nicht sicher was mich mehr ärgert, dass er sich beschwerte oder dass diese Beschwerde auf fruchtbaren Boden fiel. Ich, so glaube ich, würde den Leuten Bescheid geben, wenn sie die Süße vor der Tür stehen lassen würden. Meine Eltern sahen damals nicht die Notwendigkeit einzuschreiten oder mich zur Schule zu fahren.

      Löschen
  10. Deine Reaktion... klasse. Fettes Lob! ;-)

    Ich persönlich mag Gottesdienste, und im Prinzip gehe ich auch gerne hin. Und ich bin gerne Christ, weil ich das, was Jesus übermitteln will, für mich als gut und richtig erachte - insofern versuche ich, mir da "eine Scheibe abzuschneiden" und es in meinem Leben an möglichst vielen Stellen einfließen zu lassen.

    Allerdings gelingt mir das nicht immer - sonst hieße ich ja nicht LandEi sondern auch irgendwie Jesus.

    Weil mir in den letzten Jahren aber einige Verhaltens- und Vorgehensweisen an der Kirche, zu der ich gehörte und besonders in der Gemeinde, in die ich ging, sehr übel aufgestoßen sind, da sie eben nicht einladend auf Außenstehende wirken und schon mal überhaupt nichts mit dem von Jesus gezeigten Verhalten hinsichtlich Nächstenliebe, aber auch durchaus einer gewissen Konsequenz zu tun hatten und auf Nachfragen und deutliche Hinweise meinerseits lediglich mit einem Schulterzucken abgetan wurden (immerhin war ich im Kirchenvorstand), bin ich aus dem Verein ausgetreten.

    Was mich nun allerdings doch etwas stört, sind Verallgemeinerungen, die ein wenig durchklingen.... "Die, die jeden Sonntag in die Kirche gehen...." "Die, die immer in der ersten Reihe sitzen...."
    Es gibt sie, klar. Man erkennt sie recht schnell. Aber es gibt auch die anderen. Die, die es ernst meinen damit. Die sitzen aber auch bisweilen jeden Sonntag in der ersten Reihe. Sie sind nur weniger schnell zu erkennen und leider in der Minderheit - zumindest in den Gemeinden, die ich so erlebt habe.

    Christliche Grüße vom
    LandEi

    AntwortenLöschen
  11. Jepp, die sitzen IMMER in der ersten Bank, damit der Pfarrer sie auch ja sieht!

    AntwortenLöschen

Mein Blog, meine Regeln.

Die Kommentare dürfen gerne kritisch sein, an der Sache an der Person, sie müssen NICHT meine Meinung widerspiegeln, aber:

Hier wird nicht rumgepöbelt. Wem das nicht passt, oben rechts ist ein Kreuz, dort bitte klicken, das beendet das Leiden.

Ich behalte mir vor Kommentare, nicht zu veröffentlichen, wenn ich sie als beleidigend oder politisch unkorrekt o,ä. empfinde.

Außerdem sollte jeder Manns/Frau genug sein, auch wenn er/sie anonym kommentiert, dass er wenigstens mit einem Pseudonym "unterschreibt", das ist ein Akt der Höflichkeit.

Ansonsten freue ich mich natürlich über jeden Kommentar. Das ist ja auch gut fürs Ego;-)