Freitag, 24. Mai 2013

Deutsche Neidkultur, das Todschlagargument

Ich gehöre jetzt nicht gerade zu den Menschen die mit ihrer Meinung hinterm Berg halten.
Ist für einen Blogger auch keine geeignete Eigenschaft
Mir wird deshalb auch gerne mal Neid unterstellt.

Ja warum eigentlich?

Kürzlich habe ich einen Post über Menschen veröffentlicht die gerne protzen. Kein Auto ist groß und schnell genug, kein Urlaubsziel zu weit, zu exotisch, zu teuer, keine teure Kleidermarke fehlt im Kleiderschrank, nichts steht dem Genuss von Luxuslebensmitteln im Wege und nein, es war nicht gerade freundlich geschrieben.

Ja, man kann hieraus Neid ableiten, verstehe ich.

Nun, ich habe darüber nachgedacht.
Ich habe mir den Kopf zermartert.
Ich hatte schlaflose Nächte.
Ich ging schonungslos mit mir ins Gericht.

Bin ich tatsächlich ein neidisches, zänkisches Weib?

Erst mal klären:

Was ist Neid eigentlich?
Wie definiert man Neid?

Also befragte ich Wiki <insidermodus> Wiki weiß alles und ein Greif hat keine 6 Beine</insidermodus>:

Unter Neid versteht man das moralisch vorwerfbare, gefühlsmäßige (emotionale) Verübeln der Besserstellung konkreter Anderer.

Ich denke darüber nach:
Verübel ich gefühlsmäßig und moralisch vorwerfbar, die Besserstellung konkreter anderer?

Nein, eigentlich ist dies nicht meine Motivation. Ich verübel ihnen keine Besserstellung, ich bemängel solchen Konsumrausch grundsätzlich, auch bei Menschen die möglicherweise finanziell oder gesellschaftlich schlechter gestellt sind als ich.

Wiki verweist beim Begriff Neid auch noch auf ein anderes Gefühl:

Ähnlich ist der Begriff der Missgunst.

Also versuche ich es hiermit.
Bin ich missgünstig?

Missgunst bezeichnet das Verübeln der Stellung Anderer, sei es nun in materieller oder sonstiger Hinsicht, wobei der Begriff in Abgrenzung zum Neid insofern weiter gefasst ist, als die betrachtete Person oder Gruppe im Vergleich zu dem Verübelnden nicht unbedingt besser gestellt sein muss; in einem Fall von Missgunst werden dem Anderen Dinge schlichtweg nicht gegönnt. Auch die gleichzeitige Begehr desselben Status für sich, wie sie beim Neid auftritt, ist bei der Missgunst kein zwingendes Merkmal.

Gönne ich Menschen ihren Luxus nicht?

Hm, ich weiß nicht.
Nein, ich glaube nicht, dass ich jemandem Dinge nicht gönne. Es ist etwas anderes was mich stört.

Wiki-Allwissend schreibt, das Gegenteil von Neid sei Gunst:

Unter Gunst versteht man das Wohlwollen, eine freundliche, gnädige Gesinnung einem anderen Menschen gegenüber. Ein Gunsterweis ist ein deutliches Anzeichen dafür, dass man für einen anderen Menschen nur etwas Gutes will. 

Ja, ich das kommt eher hin. Ich gönne gerne:
  • Ich gönne den Kindern auch in 20 Jahren (allen voran natürlich der Süßen) eine intakte Natur, die nicht durch Umweltgifte zerstört ist.
  • Ich gönne den Kindersklaven, die zur Kakaoernte gezwungen werden, beide Hände und dass sie sich diese nicht bei der Arbeit abhacken.
  • Ich gönne allen,  z.B. auch den Näherinnen in Bangladesh und den Tagelöhnern in Spanien ein lebenswertes Leben und gute Arbeitsbedingungen.
  • Ich gönne den Fischen und den Vögeln im und am Meer sauberes Wasser, das nicht mit Plastikmüll verseucht ist.
  • Ich gönne Hühnern den Platz zum Scharren, den Kühen eine Weide, den Orang Utans ihren Lebensraum, kurz den Tieren ein artgerechtes Leben.
  • Ich gönne den Menschen in China und überall auf der Welt saubere Luft.
  • Ich gönne den Menschen in Afrika Wasser
  • Ich gönne es jedem und allen, dass es ihnen gut geht. 
tbc

Ich habe vollstes Verständnis, dass jemand gerne einen großen, schnellen Wagen fährt, sich einen tollen Urlaub gönnt und sich schön kleidet. Mach ich auch (ich meine ich fahre keinen kleinen Wagen, aber auch kein 10 Liter-Auto), fahre auch gerne in Urlaub und kauf mir auch mal ein hübsches Kleidchen, aber ich muss nicht jeden Trend ungefragt mitmachen und man kann auch bei allem Konsum, bei allem Luxus den man sich gönnt auch hin und wieder hinterfragen welchen Nutzen hat man selbst davon und in welcher Relation steht dieser zu dem Preis den andere dafür bezahlen.

Einfach mal ausprobieren:

Ein Stück Schokolade auf der Zunge zergehen lassen, den Geschmack genießen und dann in die Augen der Kinder schauen, die nur den bitteren Geschmack dieses Luxusartikels kennen.



Diese Übung geht übrigens mit so ziemlich allen Produkten die man so konsumieren kann.

Und ja, genau das ist es was mich stört. Der völlig unüberlegte Konsum, der zu Lasten anderer geht.

Und nein, ein Einzelner kann die Welt nicht verbessern, aber wenn jeder sein Quentchen dazu beiträgt können so manche Missstände bereinigt werden. 

8 Kommentare:

  1. Kann ich alles unterschreiben, am meisten stört mich allerdings die Borniertheit mit der konsumiert wird und der Anspruchshaltung die daraus resuliert.
    Versuch wie auch in anderen Dingen die negativen Schwingen die dies Nachdenken mit sich bringt nicht überhand nehmen zu lassen.....schön schwierig diese Aufgabe.

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  2. Ich persönlich sehe das so:

    Wer viel mehr hat, kann auch viel mehr ausgeben. Nicht jeder muss bescheiden leben. Jeder so, wie er mag und kann.

    Ich find es nur wichtig -wie Du auch schon erwähnst- dass es dabei anderen nicht schadet. Und wer viel hat, der sollte auch an Bedürftige spenden und ihnen mit wenigstens einem Bruchteil von dem was sie haben, helfen.
    Solange das so ist, kann jeder machen und leben wie er will, mit seinem Geld.

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    1. Hab ich das jetzt richtig verstanden: Du bist der Meinung, dass man unüberlegt konsumieren kann, was einem gerade so einfällt, egal wie und unter welchen Umständen es hergestellt wurde, wenn man nur ausreichend spendet?

      Ich glaube das hast du nicht so gemeint, oder?

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  3. Hab ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt? Sorry.

    Ich sagte ja bereits: "...dass es (also der Konsum) dabei anderen nicht schadet." Das beinhaltet eben u.a. auch das, was Du erwähnst.

    Also es geht mir nur um diese 2 Punkte.
    Ansonsten finde ich eben, dass keiner keinem vorzuschreiben hat, wie er sein Geld ausgeben und mit seinem Reichtum leben sollte. Und ich kann nicht immer verstehen, dass manche Menschen sich so den Kopf darüber zerbrechen. Ist halt meine Meinung.

    Und ich möchte noch bemerken, dass ich jetzt nicht zu denen gehöre, die nicht wissen, wo sie mit ihrem Geld hinsollen. Ganz im Gegenteil, ich bin bis jetzt immer nur so lala über die Runden gekommen. Nicht, dass man mich falsch versteht:)

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    1. Grundsätzlich ja, leider ist es aber nun mal so, dass in vielen Fällen Menschen und Natur ausgebeutet werden nur um uns den Konsum zu ermöglichen.

      Jeder darf sein Geld ausgeben wie er es möchte, für meinen Geschmack sind jedoch nur viel zu viele Menschen zu unkritisch und fragen nicht woher die Sachen kommen und unter welchen Umständen sie produziert werden. Ich habe oft das Gefühl: Entweder Hauptsache billig oder alternativ Hauptsache Status.
      Würden sich mehr Menschen über Produktionsbedingungen informieren und entsprechend auch mal etwas nicht kaufen, hätten die Hersteller mehr Druck etwas zu ändern an den Produktionsumständen.

      Wie im Content geschrieben: Ich mag haltloses, unüberlegtes Konsumverhalten nicht. Sei es jetzt das Billigschnitzel aus dem Discounter, das 5 mal die Woche gekauft wird, damit man jeden Tag Fleisch essen kann statt nur einmal die Woche oder sei es dass man mal nachhakt wie und wo das Kleidungsstück der Begierde produziert wird und vielleicht auch mal etwas nicht kauft, selbst wenn es einem noch so gut gefällt.

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    2. Da hast Du völlig recht , genau so sehe ich es auch. Diese Einwände sind wirklich nachvollziehbar.

      Generell gesehen, ob reich oder nicht, handeln Menschen unbewusst und unüberlegt, oder ignorieren einiges ganz bewusst. Das ist das Problem.

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  4. Ja, Du zankst gerne - ABER mit Deinem Zanken legst Du den Finger in die Wunde und damit finde ich Dein Zanken sympathisch.

    Neid kenne ich persönlich nicht als Gefühl, dafür aber den Neid und das was er anrichten kann wenn ihn andere leben.

    Allgemein empfinde ich sinnloses verprassen, also auch unbedachtes Konsumverhalten, egal in welchem Zusammenhang, wenn andere darunter leiden müssen schlimm. Allerdings schaue ich dafür gar nicht soweit, denn das Konsumverhalten vieler schadet meist schon im Umfeld.

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    1. Nun, ich bin auch nicht neidisch, es wurde mir nur unterstellt. Mich ärgern solche Anklagen, dass es deutsche Neidkultur sei, nur weil man etwas nicht freudestrahlend durchwinkt.

      Die Entfernung in die man schauen muss, um den Schaden zu sehen, ist eigentlich egal. Nur weil es kein Nachbarskind macht es eine Ausbeutung nicht weniger schlimm, beim Nachbarskind wäre man aber mit dem Leid direkt konfrontiert. So kann man die Augen verschließen und weg schauen, indem man Informationen darüber einfach ignoriert. Vogelstrauß-Strategie: Ich sehr nichts, also ist es auch nicht. .

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