Er ist seit 6 Wochen da.
Keine Zeit in der man in unserem Job eingearbeitet ist. Das geht gar nicht, viel zu komplex.
Mein Chef meint aber das man nach einer Woche alles weiß, hat er auch schon bei mir so gedacht.
Egal, darum geht es nicht.
Wenn man neu in einem Unternehmen ist, gilt folgende goldene Regel:
"Klappe halten und zuhören"
Man wartet ab und beobachtet, wie das Unternehmen tickt, wer welche Position vertritt und wie das Zusammenspiel der Protagonisten ist.
Zumal wenn es sich um einen Konzern handelt.
Das sollte man als Freelancer wissen und beherzigen.
Leider beherzigt er diese goldene Regel gar nicht.
Entweder hört der Typ schlecht oder er hört nicht zu, ich befürchte zweiteres.
Ich wäre aber nicht Lady Crooks, wenn ich nicht jemanden kennen würde der ihn kennt.
Mein Ex-Chef hat mit ihm zusammen gearbeitet. In einem anderen Projekt in einem anderen Unternehmen.
Den hab ich mal angerufen....
Ich altes Tratschweib ich....
Sein kurzes und knappes Urteil (dem ich vertraue): "Er hat sein Projekt mit mäßigem Erfolg abgeschlossen."Nun, was soll ich sagen?
Donnerstag mittag hatten wir einen Termin mit einem Kunden (wir reden hier von Inhousekunden, die also genau so an der Kostenersparnis interessiert sind wie wir selbst).
Ziel war eine Umsetzungsvariante aus dreien zu eruieren.
Eine Variante fiel schon mehr oder weniger im Vorfeld aus, weil es Abhängigkeiten zu einem anderen Projekt gab, das aber ins Stocken geraten war und dessen Umsetzung grundsätzlich in Frage steht. Die beiden anderen Varianten waren eine im Standard und eine gänzlich außerhalb des Standards, eine selbstgestrickte Lösung, die an vorhandene Systeme angebunden werden müsste.
Letzteres ist einem Konzern immer sehr ungern genommen, Wenn jeder sein Süppchen kocht, kann man das irgendwann nicht mehr händeln, weil es Tausende selbstgestrickte Lösungen gibt. und bei Anpassungen diese immer berücksichtigt werden müssen.
Der Standard hat halt leider oft zur Folge, dass Prozesse für das System angepasst werden müssen und eingefahrene Strukturen zu ändern ist nicht immer beliebt.
Frei nach dem Motto: "Never change a running system"...
Das auf den ersten Blick nicht so benutzerfreundlich erscheinen, wie ein eigens dafür geschaffenes Tool, aber wenn es vertretbar ist, sollte man mindestens über den Standard nachdenken.
Wir, der Externe und ich, wurden im Vorfeld von unserem Chef gebrieft, den Standard zu favorisieren, weil es einfach Sinn macht.
Wir sitzen also im Termin und stellen dem Kunden die Varianten vor.
Wir finden für den Standard noch eine Optimierungsvariante, mit der der Kunde gut zurecht kommt und die auch kostengünstig ist.
Dann besprechen wir der Vollständigkeit halber noch die selbstgestrickte Lösung, weil der Kunde die Entscheidung auch dem Vorstand präsentieren muss und eine Argumentationsgrundlage braucht.
Ich erkläre gerade wie der Prozess hier ist, als der Externe reingrätscht.
Ja, man müsse doch an die Kunden denken. Das wäre doch viel komfortabler. Warum man nicht diese Variante wählen würde, das wäre doch viel besser...
Er redete sich in Rage. Es dauerte ein paar Sekunden bis ich mich aus meiner Schockstarre erholt hatte und ihm ins Wort viel.
"Diese Lösung ist außerhalb des Standards. Wer erklärt es unserem Chef, dass wir einen Nichtstandard umsetzen, Sie oder ich? Denn der hat bei unserem Vorstand anzutanzen, wenn wir die selbstgestrickte Lösung umsetzen, wenn die nur marginal unkomfortabler ist. Die Standardlösung ist nicht schlecht, sie ist nur marginal unkomfortabler, ich sehe keinen Grund eine selbstgestrickte Lösung zu wählen, die mittelfristig teurer wird und für die wir einen wesentlich höheren Aufwand betreiben müssen um sie zu warten."
Der Externe: "Ja aber.... ach so..."
Kann noch lustig werden mit dem...
Aus Gründen hoffe ich, dass der sein Projekt, das er demnächst übernimmt ordentlich gegen die Wand fährt....
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