Mittwoch, 20. Juni 2012

Der Tod eines Kindes

Letzte Woche ist in einer Einrichtung einer Jugendhilfe ein 10-jähriges Kind tödlich verunglückt. In dieser Einrichtung werden verhaltensauffällige Kinder, meist aus sozial benachteiligten Familien, betreut und gefördert. Diese Einrichtung ist gut ausgestattet. Die Kinder bekommen Freizeitangebote, wie basteln, kochen, Sport, Theater spielen etc angeboten. Entsprechend gibt es dort eben auch die notwendigen Funktionsräume. 

Die Erzieherin betreute zu dem Zeitpunkt 5 Kinder im Alter von +/- 10 Jahren. Weil eine Mutter kam, die Gesprächsbedarf hatte, verließ die Erzieherin kurz den Raum, in dem es unter anderem Hängematten gab um sich mit der Mutter abzustimmen.
Als sie wieder kam hing das Kind tot in der Hängematte. Ich weiß momentan nicht wo sich die anderen Kinder befanden. Vermutlich waren diese nicht im Raum.

Das ist ein ganz tragisches Unglück. Schlimm wenn sowas passiert, aber der Erzieherin kann hier, meiner Meinung nach, kein Vorwurf gemacht werden. Ein 10-jähriges Kind muss man mal für 5 Minuten aus den Augen lassen können.

Zum Hintergrund des Kindes: Es war eines von 5 Kindern. Jedes Kind hat einen anderen Vater, die Mutter ist  Sozialhilfeempfängerin, raucht, trinkt, regiert mit Schläge. Freizeitbeschäftigung ist Fernsehe schauen, Computer spielen etc.

Die Mutter kam mit dem Kind nicht zurecht und gab es in diese Einrichtung, vielleicht war es auch das Jugendamt, aber das ist auch zweitrangig. Sie hat ihre Verantwortung aber in jedem Fall an die Schule übergeben. Nicht das das jemand falsch versteht: Ich finde das löblich, wenn man erkennt, dass man selbst überfordert ist und  dann die Konsequenz zieht um dem Kind eine bessere Alternative zu bieten. Soweit bin ich mit ihr noch überein.
Bisher war es aber so, dass das Kind als schwarzes Schaf in der Familie gehandelt wurde. Jetzt war es plötzlich das Lieblingskind. Ich möchte keiner Mutter absprechen, dass sie ihr Kind liebt und ich verstehe die Trauer und die Wut der Mutter nur zu gut. Ich kann auch nachvollziehen, dass sie wütend auf die Erzieherin ist, denn manchmal hilft auch eine Wut bei der Trauerarbeit, aber was diese Frau jetzt macht geht mir schlicht zu weit.
Zuerst mal hat sie das Unterschichtenfernsehen beauftragt die Einrichtung in Augenschein zu nehmen. Das ist natürlich auch ganz brav angerückt. Mal sehen was dabei herauskommt. Desweiteren will sie nun - Achtung O-Ton: "Die Erzieherin fertig machen, die ihr Kind auf dem Gewissen hat."

Um es mal ganz deutlich zu sagen. Als Mutter finde ich ein solches Verhalten empörend, denn das wird weitreichende Folgen für den Berufsstand haben.
Erzieher gehören, trotz ihrer großen Verantwortung, nicht zu den gerade gut bezahlten Berufsgruppen. Die Auflagen die solchen Einrichtungen obliegt sind nicht gerade klein. Nur mal so zur Info. Der Aufenthalt eines Kindes in einer solchen Einrichtung kostet den Steuerzahler pro Monat 2000-3000 €, da erstens die Ausstattung der Einrichtungen als auch die Personalausstattung sehr gut ist.
Jetzt wird es neue Auflagen geben (gut, die Hängematten wurden in allen vergleichbaren Einrichttungen noch am selben Tag abgehängt, aber da kommst sicherlich noch mehr nach) und wenn die Dame vor Gericht zieht und wieder erwarten auch noch recht bekommen sollte, dann will ich nicht wissen wer dann noch diesen Beruf ergreifen will.

Mir tut momentan die Erzieherin bei der ganzen Geschichte am meisten leid.






16 Kommentare:

  1. Ich habe selbst mal in einer solchen Einrichtung gearbeitet - mit verhaltensauffälligen Kindern, größtenteils mit Aggressionsbewältigungsproblemen.
    "Vorkommen" gibt es dort immer wieder. Das ist aber in abgeschwächter Form in jedem Kindergarten so.
    Ein Tod ist sicherlich eine schwerwiegende Sache und der Tathergang wird sicherlich entscheidend sein, ob es überhaupt zu einer Verhandlung kommt.
    Hat die Erzieherin korrekt gehandelt, dann sollte sie wenig Sorgen haben. Die Reaktion der Mutter ist wahrscheinlich eine übertriebene Abwehrhaltung durch Schuldgefühle.
    Dennoch eine schreckliche Sache.

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  2. Die Erzieherin kann rechtlich nicht belangt werden, sie hat auf keinen Fall grob fahrlässig oder mit Vorsatz gehandelt. Ich bin ganz deiner Meinung, ein Kind in diesem Alter muss man für fünf Minuten allein lassen können!
    Tja, und wie es mit den Beweggründen der Mutter aussieht, das weiß wahrscheinlich noch nicht mal sie selbst. Aber auf dem Gewissen hat hier niemand die Last zu tragen, es war einfach ein tragischer Unfall. Vielleicht auch durch eine mangelhaft entwickelte Risikokompetenz, das müsste sich dann die Mutter wohl eher ankreiden, oder?
    Ein wundervoller Beruf Erzieherin, wenn nur die Eltern nicht wären :o)

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  3. Ich kann dir nur zustimmen.... eine erschütternde Geschichte, wobei ich mich auch frage wie man es schafft sich, ohne Fremdverschulden wobei das vermutlich ja nicht ganz geklärt ist, in einer Hängematte zu erhängen. Verheddern, ja, aber erhängen... in so kurzer Zeit... eine schreckliche Verkettung unglücklicher Zufälle wahrscheinlich... und ja, mir tut auch die Erzieherin am meisten leid, die meisten Einrichtungen sind ja gnadnelos unterbesetzt und wenn dan solch ein Unglück passiert, wird man seines Lebens nicht mehr froh...

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  4. Eine traurige Sache. Traurig, weil ein Kind ums Leben kommt. Traurig, dass es einen Familienhintergrund hatte, in dem es ungeliebt war. Traurig, dass es nun auch noch von der Mutter missbraucht wird, deren Ego zu polieren.
    Die Erzieherin hat mein ganzes Mitgefühl. In dem eh schon schweren Job wird sie sich nun auch noch mit Schuldgefühlen selbst belasten und von außen mit Anfeindungen und ungerechtfertigten Anschuldigungen konfrontiert sehen. - Von der hoch kochenden schiefen Diskussion in der Öffentlichkeit und den möglichen Richtlinienkonsequenzen mal ganz abgesehen.

    Grüße! N.

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  5. Sich selbst nicht kümmern und dann die die sich kümmern an den Pranger stellen? Hör mir auf, ich bekomme da zuviel.

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  6. Furchtbare Geschichte! Wie genau ist es denn zum Tod gekommen? Was sagen die anderen Kinder?

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  7. Oh je, das arme Kind. Die arme Erzieherin. Und, ja, auch die arme Mutter. Egal, wer oder was sie ist und was sie jetzt im Schmerz sagt.

    Ich habe - immer schon - Angst vor Schnüren, die sich die Kinder im Spiel um den Hals hängen könnten. Ebenso vor Wasser (also, stehendem Wasser). Da passieren so verdammmt blitzschnell Unfälle. Aber meine Kinder sind Kleinkinder. Dass man bei einem 10jährigen noch so auf der Hut sein muss, hätte ich auch nie gedacht. Rechtlich ist die Erzieherin natürlich nicht zu belangen, aber das wird ihr nun auch nicht viel helfen.

    Schreckliche Geschichte, echt Horror.

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  8. Da kann ich mich meinen Vorrednerinnen nur anschließen.

    Und ja - ich bin gespannt auf die überzogenen "Maßnahmen", die nun möglicherweise kommen werden.

    Zum Unterschichten-TV sag ich mal gar nichts. So tragisch der Tod eines jeden Kindes auch ist - aber das ist einfach nur, naja, Unterschichtniveau eben.

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  9. Ja, solche Leute sind einfach empörend. Ich habe eine Bekannte, die hat ein Kind von seiner Mutter in Pflege genommen und jedes Jahr wieder versucht die Mutter (obwohl immer noch auf Drogen) das Kind wieder zu bekommen...warum? Weil sie gern das Kindergeld hätte...grauenvoll!!

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  10. Ganz tragische Geschichte...natürlich sehe ich das auch so dass man ein Kind in dem Alter sicher 10 Minuten aus den Augen lassen kann, hab ja selbst ne Tochter in dem Alter, aber wie konnte das mit der Hängematte überhaupt bloß passieren?

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  11. Schreckliche Geschichte. Ich bin entsetzt. Genauso wie du gehe ich davon aus, dass der Erzieherin kein Vorwurf gemacht werden kann. Mit den Schuldgefühlen wird sie ohnehin kaum noch ruhig schlafen können.

    Gruß Dieter

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  12. >Zuerst mal hat sie das Unterschichtenfernsehen beauftragt die Einrichtung in Augenschein zu nehmen. Das ist natürlich auch ganz brav angerückt. Mal sehen was dabei herauskommt. Desweiteren will sie nun - Achtung O-Ton: "Die Erzieherin fertig machen, die ihr Kind auf dem Gewissen hat."<

    Darf ich dich fragen, woher du das weißt? Gibt es da etwas Öffentliches dazu?
    Würde mich interessieren.

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    1. Sag ich Dir gerne, aber nicht wenn Du anonym bleibst...
      Ich hätte gern nen Namen

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  13. Ich hab keinen Account bei den vorgegebenen Diensten und auch keine Homepage, so dass ich dir eine URL geben könnte. Deswegen hab ich "anonym" gewählt.
    Meine Name ist Alexander. Ich lebe im Ort dieser Einrichtung und kenne die Mitarbeiterin. Deshalb mein Interesse.
    Gruß Alex

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    1. Ich habe nur deshalb so reagiert, weil sich hier hin und wieder Menschen anonym melden und beleidigend werden. Deshalb möchte ich einfach immer einen Namen haben. Ich dachte zuerst die Frage käme von meinem "Troll",-)

      So zum eigentlichen Thema: Ich kenne jemanden der beim Träger der Einrichtung arbeitet.
      Daher die Informationen.
      Es ist nichts öffentliches.

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    2. Danke für die Antwort. Kann deine Skepsis verstehen. Ich hatte aber keinesfalls was Böses im Sinn, bin nur nicht so vertraut mit den ganzen Diensten, die die Accounts anbieten.

      Ich war schockiert, als ich hier gelesen hab, dass die Mutter die Erzieherin fertig machen will. Das TV Team hab ich Montag auch gesehen, die liefen überall mit großen Kameras rum. Weiß aber nicht welcher Sender das war.
      Dachte, das wäre vielleicht irgendwo im Netz gestanden. Dann hätte ich mich an der Stelle nämlich gerne dazu geäußert. :(

      Tragische Geschichte, das Ganze. Das macht mich sehr betroffen.

      Dir nochmals danke für die Antwort.
      Gruß Alex

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