Mittwoch, 27. November 2013

Da ist er wieder...

der Winter und mit ihm die scheinbar unvermeidliche Depression.
Ich kann eigentlich die Uhr danach stellen.
Ich schleppe mich dann durch die Tage mit einem Lächeln auf den Lippen, grüße die Leute freundlich, halte Smalltalk aber ich denke: "wann ist dieser Horror vorbei.?"
Am Liebsten würde ich mich in mein Bett verkriechen,
die Decke über den Kopf ziehen,
schlafen,
lesen,
nichts tun.

Ich möchte weinen,
schreien,
toben,
still vor mich hin wimmern.

Statt dessen reiße ich mich zusammen. Gehe in die Arbeit, mache so gut es geht meinen Job, lache über flache Witze von Kollegen, gauckle Interesse an - für mich - profanen Problemen.
Was interessiert es mich, ob das Unternehmen DAS Sensationsergebnis oder das schlechteste Ergebnis seit Jahren einfährt.
Wie wichtig ist das?

Es interessiert mich nicht.

Es gibt schlimmeres oder wichtigeres.

Nicht einmal die Süße kann ich mit ihrer kindlichen Fröhlichkeit ertragen. Ich liebe sie und ich will keinen Moment mit ihr missen. Meist denke ich, dass ich zuwenig von ihr mitbekomme.
Sie ist ein süßes Mädchen,
fröhlich,
weltoffen und
neugierig.
Ein Kind wie sich jeder wünscht und doch konnte ich sie gestern kaum ertragen.
Ich quälte mich durch die wenigen Stunden mit ihr. Ich glich ihre kindlichen Launen aus, soweit es ging. Sie ist in letzter Zeit öfters zornig als sonst.
Sie ist mein Spiegel.
Sie hat es nicht verdient, eine schlechte Mutter zu haben und doch reicht es mir momentan nicht zu mehr als das was ich ihr gebe. Obwohl es mir dann IMMER leid tut, wenn ich ihr nach dem hundersten Hinweis, sie solle nun mal fertig werden, dass ich böse mit ihr wurde. Sie ist ein Kind mit eigenem Tempo.
Die Welt ist einfach zu schnell für Kinder.

Ich kann warten nicht leiden.
Ich konnte das noch nie leiden.
Es macht mich enorm wütend, wenn mich Menschen warten lassen.
Wenn sie meine Lebenszeit vergeuden.
Der Süßen kann ich viel verzeihen, aber trotzdem bin ich oft ungeduldig mit ihr.

Ich könnte die glatte Wand hochgehen, wenn ich einen Termin habe und die Leute kommen eine viertel Stunde zu spät. Ein Hinweis: "Ihr seid aber spät dran."
Bekommt die Antwort: "Ist ja nur eine viertel Stunde.
Ja, es ist eine viertel Stunde meiner Lebenszeit.
Ich habe meist einen durchgetakteten Tag

Ich habe meinst Anschlussverpflichtungen. Ich muss die Süße von der Schule holen, ich muss noch irgendwie einen Einkauf zwischen meine Verpflichtungen schieben, ich habe immer viel zu tun.

Wenn ich Menschen darauf hinweise, dass das nicht in Ordnung ist und dann eine entsprechende Antwort bekomme könnte ich heulen.
Momentan sowieso.

Ich hoffe es wird bald wieder besser.

Sagte ich schon, dass ich den November hasse?

15 Kommentare:

  1. Auch ich habe ein ähnlich gelagertes Problem. Es nennt sich saisonal abhängige Depression oder Winterdepression. Ich werde dahingehend inzwischen auch behandelt.

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  2. Du schreibst mir sowas von aus der Seele...beängstigend.
    Als Zugabe kann ich aber noch den Schwiegerdrachen bieten...:-(

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  3. Dann schicke ich Dir jetzt mal ein wenig Sonne aus Berlin!
    Umarme Dich.

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  4. Du bist keine schlechte Mutter,nur weil Du Deiner Tochter gegenüber mal aus der Haut fährst.
    Woher soll sie sonst wissen,wie weit sie gehen kann?
    Wichtig ist einzig,sich hinterher zu entschuldigen,falls man nachträglich das Gefühl hat,über die Stränge geschlagen zu sein.
    Die "hunderdste" Aufforderung kennen alle Eltern - ich fände es eher befremdlich,wenn Du dann immer noch geduldig wärest.

    Die Welt ist zu schnell für Kinder,da gebe ich Dir absolut Recht.
    Das ist sie auch für Erwachsene.
    Sie wird durch diese Erkenntnis aber nicht langsamer - morgens um 6.30 schon gar nicht.
    Ich würde das halbe Königreich darauf wetten,das es in 90 von 100 Familien morgens zwischen 6.00 und 8.00 nicht wie am TV-Frühstückstisch zugeht.

    Deine Abneigung gegen den Winter kann ich verstehen.Er macht mich zwar nicht depressiv,aber das ganze Wintergerödel (Schnee schüppen,Eis kratzen,früher losfahren,bei minus 80 Grad mit dem Hund raus der auch keinen Bock hat,vier lange Unterbuxen übereinander und dann ist auch noch die Frisur von der Mütze hin)
    geht mir ungemein auf die Nerven.Täglich.
    Zum Glück gibt es auch sehr schöne Momente,die nur in dieser Jahreszeit stattfinden...zb.dicker Nebel der alles jenseits der 30-Metermarke schlichtweg nicht existieren läßt,oder einfach in's Warme kommen.
    Ich drück Dir die Daumen,das Dir die guten Dinge über das Gröbste hinweg helfen.

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  5. Du bist keine schlechte Mutter. Nur ein Mensch. ;) Und selbst die beste Mutter ist mal gereizt oder läuft auf dem letzten Rad, weswegen sie in dem Moment eben nur das geben kann, was sie in sich hat. Und ja, die Welt ist zu schnell für Kinder. Und ich bedaure es immer wieder, dass so viel Wert darauf gelegt wird, den "richtigen" Job zu machen, während es... hm... ein Privatvergnügen(?!) ist, stabile und ausgeglichene Kinder aufzuziehen. Dabei sind Kinder unsere Zukunft. Und wir bekommen die Zukunft, die wir verdienen...

    Sorry, PMS und November... ich kann nicht aufbauend. Aber ich wünsche dir,dass sich deine Seelenlage wieder stabilisiert. Ich setze als SOS-Maßnahme auf Zimt. In der Duftlampe (auch gut: Zitrone oder Grapefruit) und im Kaffee. Bekämpft nicht die Ursache, hilft aber kurzfristig. ;)

    Und was die Süße angeht: Ich habe dem Junior früher mal erklärt, dass ich einfach einen schlechten Tag habe und mich für mein unnettes oder gereiztes Verhalten entschuldigt. Das hat er verstanden. ;)

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  6. Du bist KEINE schlechte Mutter, liebe Lady C.! Du hast nur eine ausgewachsene Winterdepression... In diesem Jahr noch verstärkt durch die Tatsache, daß Du erst vor Kurzem noch massenweise Sonnenlicht (Urlaub) genießen konntest, was aber nach Deiner Rückkehr praktisch von jetzt auf gleich abgeschaltet wurde. Das bringt die Melantoninproduktion auf Hochtouren. Aber keine Sorge... Da gibt es eine ganz einfache Lösung... Guckst Du hier:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Lichttherapie
    Liebe Grüße von Dr. Felina, die die Anschaffung einer Tageslichlampe und einer Zeitschaltuhr empfiehlt ;-)

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  7. Ich kann Anna nur zustimmen. Auch wir Mütter dürfen Schwäche zeigen und manchmal gehen uns unsere Kinder halt auf den Keks. Der November ist ein A....loch. Er ist bald vorbei. Ich hoffe für Dich und die Süße, dass Du bald wieder aus diesem Tief findest.

    LG

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  8. Liebe Lady,
    nein, Nein, NEIN!!! KEINE schlechte Mutter.

    Was ich nie verstanden habe ist, warum darf man/Frau als Mutter nicht mal sagen, daß das Kind unmöglich ist, das man es grad nicht leiden mag, das es nervt, das es einen strapaziert??

    Berichtige mich, aber gibt es je eine Lebenssituation die IMMER positiv ist, die einen NIE überfordert, die einen NIE stresst etc.?
    Gibts doch nicht. Selbst den liebsten Partner könnt ich manchmal eine muscheln und ihn an die Wand pappen.
    Das heisst doch aber nicht das er schlecht ist, oder ich, oder das ich ihn nicht liebe. Das heisst eben nur das jetzt gerade im Moment nicht alles OK ist.

    Also, alles im grünen Bereich, und es wird auch wieder hell - ich verspreche es!

    Dicken Schmatz von mir.

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  9. Wenn die Süße auch mal schlechte Laune sieht, dann lernt sie gleich was fürs Leben. Das ist kein Ponyhof. ;-)
    Ich hatte auch immer so ein schlechtes Gewissen, wenn ich z.B. ungerecht war oder auch mal laut geworden bin. Und das war schon einige Male. Im Nachhinein haben mir meine Mädels aber gesagt, dass sie ihre Kindheit ganz ok fanden. Also geh mal davon aus, dass sie keinen Schaden nimmt.
    Mir geht es ähnlich wie dir. Die Herbstdepri hat mich voll im Griff. Mir wurde der Rat gegeben, mir keine Nachrichten anzusehen, sondern statt dessen lustige Filme zu schauen, oder Hörbücher zu hören. Wenn erst mal überall für Weihnachten geschmückt ist und vielleicht der Schnee die Dunkelheit erhellt, dann gehts bald wieder. Durchhalten!!!
    LG Susann

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  10. Mensch sein ist doch ok - das galt für die Seite, die zu spät ankommt wie für die Seite, die sich darüber aufregt.

    Nur packt die Seite, die sich darüber aufregt, nochmal 20% Aufregungszeit auf die 15 min zu-spät-angekommen-Zeit drauf.
    Und so betrachtet VERLÄNGERT es die Verspätung, wenn man sich darüber aufregt.

    Aber zugegeben: ICH hätte mich genau so darüber aufgeregt.
    Hin und wieder hilft es, sich vor Augen zu führen, dass man keine Sekunde früher stirbt, nur weil jemand etwas zu spät gekommen ist - das relativiert bisweilen die Dinge.

    Byrin Katie schrieb darüber, jene Dinge, über die sie sich aufregte, verschwanden just in jenem Moment, als sie aufhörte, sich darüber aufzuregen. Unheimlich!

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    1. Ich mag es nicht, wenn jemand über meine Lebenszeit verfügt.
      Das ist ein Punkt, der zweite aber und auch der wichtigere: Sowas bringt mich fast jedesmal in die Bredoullie. Wenn ein Termin später anfängt hört er auch später auf. Liegt in der Natur der Sache und das wiederum bedeutet, dass ich entweder meinen Kram, den ich zu besprechen hane nicht durch bekomme oder mein Kind auf der Straße steht.
      Wozu mache ich Termine, wenn ich mich nicht daran halte.
      Für mich ist Pünktlichkeit ein Selbstzweck. Ich brauche das, sonst kommt meine komplette Tagesplanung durcheinander.
      Unpünktlichkeit ist eine grobe Unhöflichkeit.
      Sorry, aber an der Stelle habe ich kein Verständnis für laissez-faire, weil es mir echte Schmerzen bereitet.

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  11. @all: Vielen Dank für Euren Zuspruch. Es ist mir leider klar, dass ich nicht ganz unschuldig an meiner Situation bin. Hierzu werde ich vielleicht in geraumer Zeit mal einen Content verfassen, aber ich habe mir nun vorgenommen die Ursache zu beheben. Heute habe ich den Anfang gemacht, jetzt brauche ich nur ein wenig Ausdauer und vielleicht hat es sich schon im Januar verbessert.
    Ich arbeite dran!
    Dass ich eine schlechte Mutter bin glaube ich nicht mal, aber manchmal mache ich eben Fehler und die verzeihe ich mir nur schwer.
    Erst heute morgen hae ich die Süße angeschriehen, weil sie ihre Mütze verloren hat und daraus einen riesen Bohei machte. Ich war nicht sauer, weil sie die Mütze verloren hat (ist uns ja allen schon mal passiert), sondern weil sie nciht aufhörte mir Vorwürfe zu machen und stattdessen unbeweglich und bockend auf dem Boden lag und herumlamentierte, weil sie jetzt genau wieder die gleiche Mütze haben will und man die möglicherweise nicht mehr bekommen würde und die anderen 300 Mützen die wir haben ihr alle nicht gefallen..
    In der Sache hatte ich sicherlich recht, aber der Ton war nicht angebracht.
    Das passiert mir öfters. Manchmal vielleicht auch, weil ich weiß, dass sie dann wieder ins Lot kommt, wenn ich diesen Ton anschlage. Ich will das nicht, aber ich bin mir bewusst, dass sie dann, wenn ich diesen Ton anschlage in Null Komma nichts wieder in die Spur kommt.
    Trotzdem. Sie ist ein Kind. Es steht mir nicht zu sie so anzukeifen.
    Ich habe mich entshculdigt und sie wusste auch, warum ich so sauer wurde, aber ich habe dann trotzdem ein schlechtes Gewissen. Sie ist so ein feiner Mensch...

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    1. Von Jaime habe ich folgende Lektion gelernt:
      Vergib Dir selbst.
      Fange von vorne an.
      Eine verfickt harte Übung, aber es hilft.
      Wenn ich es schaffe...also, ab und zu; dann schaffst Du es auch.
      Keep going and keep it high!

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  12. Liebe Lady, ich kann Dich gut verstehen und drücke Dich aus der Ferne einfach nur mal so. Du hast übrigens einen Kommentar bei mir unter Totensonntag, den Du vielleicht beantworten möchtest. Also komm unter Deiner Bettdecke raus, ab morgen soll das Wetter wieder besser werden. Mit Sonne geht es Dir dann gleich besser! Du musst diesen Kommentar nicht veröffentlichen, weil der Hinweis auf meinen Blog drin ist. Liebe Grüße, Frau Noir

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  13. Ach Quatsch, schlechte Mutter. Ich hab den BabyChief auch schon angebrüllt, und was soll ich sagen - es hat in dem Moment echt geholfen. Auch wenn ich danach ein richtig schlechtes Gewissen habe. Aber manchmal muss es halt einfach sein. Das macht einen nicht zur schlechten Mutter. Und Geduld? Hab ich auch nicht. I feel ya.

    Ansonsten: Winter ist scheiße. Zumindest die Dunkelheit (die in der Regel für solche Lichtmangeldepressionen verantwortlich ist.) Ich kämpfe auch mal mehr mal weniger damit...

    Kopf hoch!

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Mein Blog, meine Regeln.

Die Kommentare dürfen gerne kritisch sein, an der Sache an der Person, sie müssen NICHT meine Meinung widerspiegeln, aber:

Hier wird nicht rumgepöbelt. Wem das nicht passt, oben rechts ist ein Kreuz, dort bitte klicken, das beendet das Leiden.

Ich behalte mir vor Kommentare, nicht zu veröffentlichen, wenn ich sie als beleidigend oder politisch unkorrekt o,ä. empfinde.

Außerdem sollte jeder Manns/Frau genug sein, auch wenn er/sie anonym kommentiert, dass er wenigstens mit einem Pseudonym "unterschreibt", das ist ein Akt der Höflichkeit.

Ansonsten freue ich mich natürlich über jeden Kommentar. Das ist ja auch gut fürs Ego;-)