Dienstag, 4. August 2015

Self fulfilling 2


Der geneigte Leser erinnert sich...
Ich habe meinem Erzeuger die Mail nicht mit dem Hinweis zurückgesendet er möge mal in sich gehen, denn das kapiert er einfach nicht. stattdessen habe ich ihm folgende Antwort geschrieben (und es hat mich volle Überwindung ihm nicht vorzuwerfen, was er mir alles angetan hat, sondern ihn lediglich höflich darauf hinzuweisen, dass sein Verhalten mir gegenüber nicht die feine englische Art ist:


Hallo Vater,

vielen Dank für den Hinweis, dass keine Doktorarbeit notwendig ist.
Das half mir mich kurz zu fassen.

Ich möchte dir erklären, warum ich Angst vor dir habe.

Ich fühle mich bei dir nicht willkommen, wenn ich dich besuche.
Ich habe das Gefühl, dass es dir nicht recht ist, dass ich da bin.
Ich empfinde Deine Art mir gegenüber als sehr kalt.

In den Gesprächen mit dir, fühle ich mich überfordert mit der mir übertragenen Verantwortung.

Ich verstehe gut, dass du traurig und wütend bist, weil Menschen dich verletzt haben. Mich verletzt es jedoch, wenn Menschen die ich mag als z.B. blöde Sau (meine Mutter), taube Nuss (meine Großmutter) dummer Hund (Herr Müller) bezeichnet werden. Ich fühle mich damit sehr unwohl. Es tut mir weh.

Es verletzt mich, dass wir Konflikte nicht miteinander lösen, sondern, dass ich über Dritte erfahre, dass dir mein Verhalten nicht gefallen hat (z.B. als ich Weihnachten bei euch war). Ich wüsste gerne direkt von dir, wenn ich etwas gesagt oder getan habe, das dich verletzt oder wütent gemacht hat. Ich kann schlecht damit umgehen, wenn mich Dritte damit konfrontieren. Ich kann Dir versichern, es liegt nicht in meiner Absicht dich zu verletzen. Es tut mir leid, wenn ich dieses getan habe.

Mich überfordert der mir übertragenen Verantwortung, was unsere Beziehung angeht. Ich kann sie nicht verbessern. Hierzu benötige ich deine Hilfe. Ich schaffe das nicht.

Gruß

Lady Crooks

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Seine Antwort kam prompt und stereotyp:


Hallo Lady Crooks,

Eigentlich sollten sich Tochter und Vater nicht schriftlich unterhalten.
Dennoch will ich Deine Mails nicht unbeantwortet lassen.

Vorab muss man als Tatsache hinnehmen, dass die Ereignisse der letzten 25 Jahre an mir nicht vorbeigegangen sind und auch das Verhältnis zu meinen Töchtern beeinflussen. Der 20 jahrelange Versuch, meine Existenz psychisch und physisch zu zerstören, ist nicht ohne Narben geblieben. Mein Vertrauen in „meine Familie“ ist zerstört- ein unbefangenes Gegenüber ist nicht möglich. Dass ich deshalb reserviert erscheine und auch bin, ist die logische Folge.

Aber das bedeutet nicht, dass Dein subjektiver Eindruck von Deinen Besuchen hier richtig ist.

Auch, ob das alles, was Dich offenbar verletzt, so richtig und so geschehen ist, will ich nicht kommentieren. Aber wenn es so sein sollte, muss man mir zugestehen, dass ich meine Meinung über einen Menschen haben darf. Dazu habe ich auch meine Gründe-- und ich stehe dazu !. Du brauchst ja nicht der gleichen Meinung zu sein.

Und wenn mir am Verhalten eines Menschen etwas nicht passt, habe ich das gleiche Recht- wie jeder andere, dies zu kommentieren.
Was Du von „Dritten“ erfährst, muss nicht richtig sein. Erste Adresse hierzu bin ich, wenn Du den Wahrheitsgehalt feststellen willst !!  

Eine Verantwortung über das Geschehene übertrage ich Dir überhaupt nicht: Aber mein Verhalten zu Dir ist geprägt durch Ereignisse von 25 Jahren. Dass ich den Eindruck Deiner fehlenden Neutralität und Objektivität in der Sache habe, entspringt den Geschehnissen .

Das trifft auch Deine Schwester. Ich kann verzeihen , aber nicht vergessen. Das ist nun mal so .
Ein evtller Aufbau neuen Vertrauens ist keine Sache eines Augenblicks- das muss verdient werden

Es ist mein Bestreben- und meine Frau ist hier eine grosse Triebfeder- die Verbindung zu meinen Kindern in meinen (vielleicht nur noch wenigen) Lebensjahren auf ein normales Mass herzustellen. Aber das Geschehene ist nicht rückgängig zu machen.

Was mich sehr belastet,ist das Verhältnis meiner Töchter zueinander. Woran das liegt, kann ich nicht beurteilen. Aber ich mache mir Gedanken, warum Du nicht nur zu mir, sondern auch zu Deiner Schwester keine Kontakte pflegst?

Möglicherweise solltest Du auch das eigene Verhalten einer Selbstkritik unterziehen?

Halten wir es damit: wie man in den Wald hineinruft, so kommt das Echo zurück

Ich will es dabei bewenden lassen.

Es ist jetzt Deine Entscheidung, wie Du weiter verfahren willst.
Unser Haus steht Dir offen.

Zur Transparenz erhält deine Schwester ebenfalls dieses Schreiben.

Dein Vater

---Was soll man darauf antworten, außer:

Hallo Vater,

vielen Dank für deine ausführliche und sehr informative Antwort.
Gruß
Lady Crooks

20 Kommentare:

  1. Hallo Lady Crooks
    Nachdem was ich hier lese, wird es ein langer Weg, diesen Karren aus dem Dreck zu ziehen.
    So viele Verletzungen, vielleicht auch Missverständnisse und Vorbehalte, das ist sicher nicht einfach diese aus dem Weg zu räumen.
    Eine Email ist auf keinen Fall der richtige Weg. Es schreibt sich vieles leichter, als es gesagt wird, denn es ist ein Monolog, den man hier führt. Ich denke, dass man so nie auf einen grünen Zweig kommen wird. Wobei ich glaube, dass du und auch dein Dad, egal was passiert ist doch in der Lage seid, euch anzunähern. Jeder wird sein Fett abkriegen oder sagen wir mal etwas einsichtiger werden müssen, Fehler zugegeben usw. Das ist für mich nur in einem Dialog möglich.
    Das Wichtigste an der Sache wird das „Verzeihen“ sein, das kann ich mir sehr gut vorstellen.
    Doch sollte das nicht möglich sein, aus welchen Gründen auch immer, würde ich mich ganz zurücknehmen und selbst den Emailverkehr einstellen. Das hat keinen Sinn sich gegenseitig immer wieder zu verletzen.
    Liebe Lady Crooks, das ist meine subjektive Meinung zu diesem sehr persönlichem Thema.
    LG und alles Gute
    Sadie

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    1. Liebe Sadie,

      ich werde den Kontakt mit ihm abbrechen.
      Ich habe es bereits getan.
      Seine Antwort ist wie immer.
      Er ist das Opfer, alle anderen sind Schuld und wenn er mal einen Fehler gemacht haben sollte, dann lag es nur daran, dass andere ihn dazu gebracht haben.

      Ich gebe ihm in einem einzigen Grund recht:
      Vater und Tochter sollten sich nicht schriftlich unterhalten, dass dies aber so ist, liegt ganz bestimmt nicht an mir.
      LG
      Lady Crooks

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  2. Liebe Lady,
    aus der Antwort geht hervor, dass er dir jedes Wort im Munde herumdreht, damit es in seine Sichtweise passt. Du hast leider null Chance, deshalb: gar nichts mehr machen.
    Auf *ignore* setzen, wenn du dich mit diesem nicht lösbaren Konflikt (ja, so etwas gibt es leider, häufig bedingt durch eine psychische Störung eines Beteiligten) nicht komplett niedermachen und zerfleischen willst.
    Auch wenn es nicht das ist, was dein eigentlicher Lösungswunsch wäre.
    *seufz*
    Ganz liebe Grüße vom
    LandEi

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    1. Nein, ich habe es versucht und fertig.
      Man kann Menschen nicht ändern und er wird sich nie ändern.
      Ich versuche damit zurecht zu kommen.

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  3. Mich würde interessieren, wie es Dir jetzt damit geht und was die Psychologin dazu sagt.

    Die schriftliche Kommunkation hat in so einer verfahrenen Situation auch Vorteile, denn so kann sich jeder mit Abstand sammeln und nachdenken, was genau er da zu Papier bringt.

    Immerhin scheint es, als sei er nicht völlig unreflektiert und würde auch unter der Situation leiden. Es kommt auch rüber, dass Du und Deine Schwester ihm nicht ganz egal seid. ABER: Er sagt zwar, dass er Dich nicht in die Verantwortung nehmen will, tut es aber implizit doch. Und er sucht lediglich SEINEN Seelenfrieden, ihm scheint an einer echten Klärung der Vergangenheit / des Verhältnisses nicht gelegen zu sein. Er ist das Opfer und Du (bzw. Deine Mutter) bist der Täter, er sieht das klassisch schwarz-weiß, so kommt es auch bei mir an und hier hört seine Reflexion leider auf. Ich vermisse in seiner E-Mail eindeutig die Erkenntnis, dass er (auch) seinen Beitrag zu der Situation geleistet hat und zwar vermutlich den Hauptteil, denn - wie schon mal erörtert - "der Dreck von der Treppe lässt sich nicht von unten nach oben kehren". Auf der Basis ist wohl kein Weiterkommen möglich. Vielleicht kannst Du ihm das abschließend noch mitteilen? Nicht für seinen, sondern für Deinen Seelenfrieden. Nur Du kannst wissen, ob der Kontaktabbruch Dich weiter bringt als der erneute Versuch einer Annäherung / Auseinandersetzung. Ich hoffe, dass Du für Dich eine gute Lösung findest, mit der Vergangenheit umzugehen und diese zu verarbeiten. Es ist sicher alles andere als einfach - bleib tapfer!

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    1. Ich bin traurig, weil es so ist, wie es ist.
      Ich hätte mir wirklich gewünscht, er würde nicht so narzisstisch sein und die Psychologin hätte nicht recht gehabt.
      Ich werde den Kontakt so gering wie möglich halten, am besten sogar ganz abbrechen.
      Nein, er ist an nichts schuld und teilweise dreht er sich Dinge so hanebüchen hin, dass es schon albern ist.
      Ändern kann ich es nun mal nicht.

      Ich versuche tapfer zu bleiben.

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    2. Da bin ich aber froh, dass ijaja schon genau das schrub, was ich sagen wollte. Erspart mir die Tipperei :-)
      Lass dich nicht unterkriegen, Du bist schließlich eine Lady!

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  4. Familientherapie mit einem Vermittler. Anders wird das nix.
    LG, Holger

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    1. Guter Witz, Holger.
      Eher fällt der Mond auf die Erde, als dass er zum Therapeuten geht. Ob mit mir oder ohne mich.
      Ich bin doch die Böse. Er machte immer alles richtig. Seine Meinung

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  5. Mal ganz von den Worten abgesehen finde ich die nonverbalen Ebenen doch sehr interessant.

    Du entschuldigst dich sehr viel (sogar für Dinge, die nicht in deiner Macht liegen, z.B. seine Interpretationen), machst dich klein, zeigst, dass du dich auch in seine Lage versetzt und bist verständnisvoll.

    Er arbeitet mit Vorwürfen, Schuldzuweisungen und verdreht, wie Landei schon schrieb, deine Worte so, dass es zu seinen Aussagen passt. Er zeigt aber auch Gefühl, erklärt sich sogut er kann und zeigt, dass du und deine Schwester ihm nicht egal sind.

    Ich habe den Eindruck, dass ihr den jeweils anderen gänzlich anders interpretiert, als derjenige es beabsichtigt. Ob das nun in Worten oder Taten ist. Auch schätze ich, dass ihr die fraglichen Geschehnisse der Vergangenheit vollkommen anders versteht. Solange ihr das nicht wenigstens ansatzweise erklärt habt (eure Sicht auf die Dinge), sehe ich eher keine Chancen für eine Versöhnung.
    Für den einen ist die Straße nass, weil es regnet und für den anderen regnet es, weil die Straße nass ist.

    Eine andere Lösung wäre, bei Null anzufangen und einen "Schuldenschnitt" zu machen. Allerdings scheint er dafür nicht der Typ zu sein, wenn ich einmal von deinen Schilderungen ausgehen darf.

    So oder so wird er immer der Herrscher sein und du die Untergebene, sofern nicht einer oder beide von euch sich ändert bzw ändern.

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    1. Für einen Schuldenschnitt braucht es zwei. Er wird mir niemals vergeben, dass ich nicht mit meiner Mutter gebrochen habe.
      Das ist es nämlich was er mir vorwirft.
      Nein, das wird nichts mehr.
      Das kann man knicken.

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  6. :) völlig ausreichende und abschliessende antwort. Und ihn von nun an stehen lassen so wie er ist. Und dein leben leben. Ich finde du machst das gut so. Lg c.

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    1. Leicht wird es nicht. aber ich glaube es gibt keine andere Lösung.

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    2. Was daran wird schwer werden? Ich habe selbst keine bessere lösung gefunden und fahre damit im grossen u ganzen gut. Manchmal hadert die tochter in mir, selten jedoch und gut abhakbar.

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    3. Er wird mich nicht so leicht vom Haken lassen. Das wird nicht leicht. Aber ich bleibe standhaft ;-)

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    4. Ok bin ich klar im vorteil da kein haken.drücke daumen

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  7. Hallo du Liebe,
    ich hatte kein einfaches Verhältnis zu meinem Vater und wollte etwas daran verändern. Also hab ich das Familienstellen für mich entdeckt und hab mich dadurch weiterentwickelt und konnte ettliche Probleme in meiner Familie damit lösen.
    Auf meiner Seite ist ein Link, falls du mal schauen magst. Ich kann es nur empfehlen und kann dir sagen, das das Verhälnis zu meinem Vater nie besser war. (es ist nicht perfekt, aber ich bin zufrieden, so wie es jetzt ist)
    Auch meinen Mädels kommt das zu Gute.
    In etwa kann man es sich so vorstellen. Wenn an der Quelle große Steine liegen und das Wasser nicht am See ankommen lassen, trocknet er aus. Sprich. Wenn keine Kraft durch deine Ahnen zu dich kommen kann, bist du kraftlos. Mit Familienstellen kann man die Steine weg bewegen und die Energie fliessen lassen.
    Ich hoffe, das war jetzt nicht zu sehr spirituell für dich und ich hab dich nicht verschreckt ;)
    Also, wenn du noch etwas ausprobieren magst, einfach um etwas für dich zu machen, dann hilft Familienstellen. Es gibt dir deinen richtigen Platz innerhalb der Familie.
    Herzliche Grüße und alles Liebe für dich!
    Dani

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    1. Ich habe schon darüber nachgedacht.
      Vielen Dank. Ich suche mal den Link bei dir.

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  8. Hallo Lady,
    ich lese das hier gerade "zufällig" und ich kann gut nachfühlen was in Dir vorgeht.
    Aus eigener Erfahrung weiss ich wie schwer es ist den Kontakt zur Familie abzubrechen. Aber manchmal ist es die einzige Chance um weiterleben zu können.
    Am besten erstmal auf Abstand gehen. Möglichst auch geographischen Abstand, so weit wie möglich . Das ist schwer, denn Familie ist wie eine Bannmeile wer da heraus will der muss mit Konsequenzen rechnen. Hab ich selbst erlebt. Es ist ein elendes Familienmobbing und macht krank,
    Mein Rat an Dich. Abstand halten, auf Distanz gehen, keine Briefe keine Emails schicken, therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen.
    Du brauchst Deine Familie nicht mehr um glücklich zu sein. Sei einfach mal ganz ganz egoistisch und denke nur an Dich. Alles andere macht krank , die Krankheit heisst "gehorsame Tochtersyndrom". Aber es gibt Heilung, DAS ist doch schon mal eine gute Nachricht.
    Familienaufstellung halte ich auch für eine gute Medizin.
    Alles Gute für Dich und viel Kraft.
    LG Leidensgenossin

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Mein Blog, meine Regeln.

Die Kommentare dürfen gerne kritisch sein, an der Sache an der Person, sie müssen NICHT meine Meinung widerspiegeln, aber:

Hier wird nicht rumgepöbelt. Wem das nicht passt, oben rechts ist ein Kreuz, dort bitte klicken, das beendet das Leiden.

Ich behalte mir vor Kommentare, nicht zu veröffentlichen, wenn ich sie als beleidigend oder politisch unkorrekt o,ä. empfinde.

Außerdem sollte jeder Manns/Frau genug sein, auch wenn er/sie anonym kommentiert, dass er wenigstens mit einem Pseudonym "unterschreibt", das ist ein Akt der Höflichkeit.

Ansonsten freue ich mich natürlich über jeden Kommentar. Das ist ja auch gut fürs Ego;-)