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Donnerstag, 29. März 2018

Die Verlegerin

Die Lady war seit langem mal wieder in einem "Erwachsenenfilm", (die letzten drei Kinofilme waren "Wendy", "Ostwind" und "Bibi und Tina"):

Die Verlegerin

Handlung:
Vordergründig geht der Film um die Veröffentlichung der Pentagon-Papiere.
Ein viele 1000 Seiten langes Dossier, das die Hintergründe des Vietnamkrieges und die Illegimität dieses Krieges und die Manipulation des Volkes offenlegt und es geht um das hohe Gut der Pressefreiheit.


Hintergründig zeichnet er ein Gesellschaftsbild, in dem Frauen nichts als Staffage waren und die von Männern dominiert wurde. Er zeigt eine zu tiefst indoktrinierte Frau, die sich, in das damalige Rollenbild, gefügt hatte und sich erst Kraft ihres Amtes, als Chefin einer Zeitung, emanzipierte.


Auf die Haupthandlung des Filmes möchte ich nicht weiters eingehen, sie ist spannend und interessant und zeichnet ein nicht besonders schmeichelhaftes Bild von dem Umgang mehrer amerikanischen Präsidenten im Vietnam-Krieg, mit Menschenleben und eir sie das Volk manipulierten. Der Film legt, gerade in Zeiten der "Fake-News" den Finger in die Wunde und zeigt wie wertvoll die Güter Pressefreiheit und -unabhängikeit sind.
Die Nebenhandlung hat mich jedoch noch viel mehr beeindruckt, teilweise regelrecht schockiert. Es ist erschreckend welches Frauenbild noch vor 40 Jahren in unserer Gesellschaft geherrscht hat (da verwundert es dann einen nicht mehr, dass auch heutzutage der Prozess der Gleichberechtigung noch nicht abgeschlossen, wenn auch ein gutes Stück vorangekommen ist).
Eine Szene zeigt das damalige Frauenbild ganz besonders deutlich:


Achtung Spoiler!


Nach dem Freitod ihres Mannes, übernimmt Katharin Graham (genannt Kay) den Chefposten bei der Washington Post. Die Zeitung gehörte zwar Kays Vater, dieser setzte aber nicht - wie man heutzutage erwarten würde - seine leibliche Tochter als Erbin für seine Zeitung ein, sondern vermachte den Chefposten deren Ehemann, seinem Schwiegersohn und überging somit seine Tochter, der Grund hierfür war, dass Kay "nur" eine Frau war und man ihr somit per se unterstellte, dass eine Frau nicht in der Lage sei ein Unternehmen zu führen. Kay hatte dies jedoch niemals nicht als Affront empfunden, sondern im Gegenteil, sie war Stolz auf ihren Mann, den sie offensichtlich sehr geliebt hatte. Sie fügte sich so klaglos und wie selbstverständlich in - die damals für Frauen vorgesehen Rolle - der Hausfrau, Mutter und Gesellschafterin. Erst als ihr Mann den Freitod gewählt hatte übernahm sie die Rolle der Chefin, des damaligen "Provinzblattes" Washington Post, das immer im Schatten der New York Times gestanden hatte und sich gegen diesen übermächtigen Konkurrenten kaum durchsetzen konnte.
Deshalb sollte/wollte sie die Washington Post an die Börse bringen um schlicht mehr Geld in die Kassen zu spülen und zu expandieren.
Schnell wird klar, dass Kay in dieser männerdominierten Welt nicht ernst genommen wird. Man(n) fällt ihr ins Wort, tut so, als ob sie nicht anwesend wäre, hört ihr nicht zu. Besonders deutlich wird es - so finde ich - in dieser Szene.
Kay soll vor einem Komitee von Bankern und Investoren den Wert ihres Unternehmens erläutern (Ziel ist es einen möglichst hohen Emissionskurs beim Börsengang zu bekommen. Die Argumentation hatte sie im Vorfeld mit ihrem Freund und Berater mehrfach durchgegangen).
Die Kamera ist auf Kay gerichtet und man sieht sie, wie sie ein großes Gebäude betritt. Sie geht eine imposante Treppe empor, immer leicht devot, sie entschuldigt sich, als sie angerempelt wird, weicht entgegenkommenden Männern aus,  Ihre ganze Körperhaltung und Mimik wirkt völlig verunsichert. (Man möchte ihr fast entgegenbrüllen: Mensch! Mach dich doch nicht so klein, Du bist immerhin die Chefin einer Zeitung! Du bist doch jemand!) Sie geht in eine sehr imposante Treppe hoch. Die Kameraperspektive ändert sich und man sieht nun die Umgebung aus Kays Perspektive. Die Treppe endet an einer doppelflügligen Tür. Vor dieser geschlossenen Tür stehen einige jüngere Frauen, möglicherweise die Ehefrauen, der Männer die sich hinter der Tür befinden(?). Es ist auf jeden Fall klar: Für (diese) Frauen ist diese Tür tabu. Kay nähert sich der Tür, diese wird geöffnet und man sieht ein wahres Bollwerk an schwarzen Anzügen. Es ist eine fast beängstigende Situation. Selbstbewußte Männer die sich gegenseitig, begrüßen, miteinander scherzen und reden. Kay wird kaum wahrgenommen und nur beiläufig von einzelnen Männern nachlässig ganz nebenbei begrüßt, fast so als ob man eine lästige Fliege wegschlägt. Sie schlängelt sich unsicher zwischen den Männern durch, findet den ihr zugedachten Platz, setzt sich und legt die mitgebrachten Unterlagen auf den Tisch, bemerkt im selben Augenblick, dass sie scheinbar die Einzige ist, die irgendwelche Unterlagen dabei hat und versucht deshalb, diese unauffällig unter dem Tisch verschwinden zu lassen. Dann kommt ihr Freund und Berater, setzt sich neben sie,  legt seine Unterlagen auf den Tisch und rettet die Situation mit den Worten: "Anscheinend sind Kay und ich die einzigen die ihre Hausaufgaben gemacht haben."
Die Anhörung beginnt, Kay wird nicht beachtet,  sie kann sich kaum Gehör verschaffen, man fällt ihr ins Wort, was sie noch mehr verunsichert und sie ist kaum mehr in der Lage Worte zu finden. Ihr Freund und Berater muss die vorher abgesprochenen Ausführungen dem Komitee erläutern, Kay versucht sich zwar immer wieder einzubringen, aber wird schlicht ignoriert. Es scheint so, als ob die Männer ihre Gegenwart überhaupt nicht wahrnehmen. Es wird auch ganz unverholen geäußert, dass ein niedriger Emmisionskurs für die Aktien auch dadurch begründet wird, dass die Washington Post von einer Frau geführt wird, was ein nicht einzuschätzendes Risiko sei.


Im Laufe des Filmes emanzipiert sich Kay jedoch immer mehr, setzt sich auch gegen Widerstände durch und füllt die Rolle einer Chefin immer mehr und besser aus, bis sie schließlich eine sehr riskante Entscheidung trifft, die, währe sie schief gegangen sie selbst und einige andere ins Gefängnis gebracht und einigen Leuten den Job gekostet hätte.
Spoiler ende!
Der Film ist großes Kino.

Kein Blockbuster, der mit lautem geknalle und viel Action daher kommt oder bildgewaltig ist.
Der Blick und der Schwenk durch die Redaktion der Washington Post ist oft wacklig, die Handlung subtil, die Farben oft eher blass, die Dialoge leise, aber genau das macht es aus.
Es fängt die (Aufbruch-)Stimmung dieser Zeit wunderbar ein.

Die Charactere sind wunderbar gezeichnet.
Meryl Streep spielt - wie immer - herausragend, mimt die zuerst verunsicherte und dann immer selbstbewusstwerdende Unternehmerin überzeugend und Tom Hanks, den man auf den ersten Blick kaum erkennt (entweder hat der Maskenbildner ganze Arbeit geleistet oder die Jahre haben die Physiognomie des Herrn ein wenig verändert), spielt glaubhaft einen Chefredakteur, der einzig daran interessiert ist die Wahrheit zu schreiben und die Reputation der Zeitung zu stärken.


Alles in allem ein großartiger Film, den ich jedem ans Herz legen kann.

1 Kommentar:

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