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Samstag, 23. November 2013

Familienbande

Als die Süße und ich kürzlich nach Hause kam, hatte ich Mühe die Pforte zum Grundstück zu öffnen.

Ein offensichtlich sehr schwerer Sack, war über den Zaun geworfen worden und lag so vor dem Tor, dass es sich nicht öffnen lies.
Im Bruchteil einer Millisekunde war mir sowohl Absender als auch Inhalt klar und meine Laune unterhalb des Gefriepunktes.

Fluchend und schimpfend stemmte ich die Tür auf, schnappte das Ding und hievte es schimpfend die Treppen hoch und legte es im Flur ab.

Die Süße, äußerst interessiert, was den Unbill der Mama hervorgerufen hatte, öffnete den Sack und stellte überrascht fest: "Mama, da sind Bücher drin!"

Ja, genau, das war mein Verdacht.
Bücher,
alte Bücher,
MEINE alten Bücher,
Bücher die ich seit über 20 Jahren nicht mehr gesehen habe.

Na ja stimmt nicht ganz, die meisten davon hatte ich noch nie in meinem Leben gesehen!
Der überwiegende Teil davon war auch noch ziemlich zerfleddert und somit eigentlich Müll.

Unbeirrt fing die Süße an die Bücher aus dem ziemlich schäbigen Sack zu holen. Als sie plötzlich ein paar völlig zerfledderte "lustigen Taschenbücher" herausholte, stellte sich bei ihr eine ähnliche Entrüstung ein, bei mir über den ganzen Sack.

Das einzig einigermaßen brauchbare des Tüteninhaltes waren meine alten "Hanni und Nanni"-Bücher.
.
Diesen hatte ich schon lange nachgetrauert.
Um deren weiteren Verfall zu  bremsen, holte ich Klebestreifen und klebte sorgfältig die Rücken wieder fest. Leider war diese uralte Serie, die man mir nach über 20 Jahren buchstäblich übern Zaun geworfen hat nicht vollständig, was mir erneut die Zornesröte ins Gesicht trieb.

Ich lies den Klebestreifenroller liegen um meiner Schwester anzurufen und meiner Empörung freien Lauf zu lassen. Die hat nämlich im Gegensatz zu mir noch Kontakt zum Absender des  Büchersacks.

(manche Leute tun ja für Geld, 
das sie mit Glück vielleicht 
irgendwann mal erben
 könnten, viel)
Nachdem ich kurz den Sachverhalt erläutert hatte richtete ich mich an sie mit meiner Bitte:

"Richte dem Absender doch bitte aus, dass er solche Aktionen (es war nicht die erste dieser Art, da gab es schon ganz andere Dinge als mir Müll vor die Tür zu stellen) sein lassen soll. Außerdem kannst du ihm ausrichten, dass diese Dinge der Grund sind, warum ich keinen Kontakt mehr zu ihm haben will. Dann weiß er das jetzt auch mal, nachdem er lautstark, ständig und überall behauptet er wisse gar nicht warum ich nicht mehr mit ihm reden würde."

Meine Schwester: "Nein, ich mische mich da nicht ein."

Falsche Antwort.

Mein Unmut wuchs, sie milderte ihn nicht ab: "Ja klar, dir soll man immer helfen, aber wenn man mal was von dir will, willst du dich lieber nicht einmischen."

Die Süße bosselte in der Zeit still vor sich hin. Nein, nicht ganz still. Hin und wieder hörte ich leise Flüche: „Geht ja gar nicht!“ oder
„Was glaubt der eigentlich.“ oder
„So eine Frechheit, das darf man doch gar nicht machen.“

Ich legte irgendwann wutentbrannt auf, nachdem ich meiner Schwester so manche Unfreundlichkeit und so manche ihrer ziemlich unverschämten Verhaltensweisen an den Kopf geworfen hatte mit der vermutlich zum millionsten mal wiedererlangten Erkenntnis, dass man Menschen nun mal nicht ändern kann und wendete mich meinem vernachlässigten Kind zu.

Die Süße war mittlerweile fleißig gewesen. Mit mehr oder auch weniger Erfolg hat sie die „lustigen Taschenbücher“ repariert. Das Klebeband war aufgebraucht, die Bücher... Na ja… einige Seiten sind jetzt nicht mehr ganz so zerfleddert;-)
Dann rief ich meiner Mutter an um ihr die neuesten Schandtaten ihres Exmannes zu berichten.
Die kam dann auch ganz schnell vorbei um die Bücher zu sichten, ob nicht doch was brauchbares von ihr dabei sei
Kaum stand sie in der Tür, stellte sich die Süße breitbeinig vor sie hin, stemmte ihre Ärmchen in die Hüften und schimpfte:
„Oma, da hast du dir aber einen doofen Mann ausgesucht. Also wirklich, da muss man sich doch vorher schon mal Gedanken machen, wen man heiratet. Also ich werde mal, wenn ich groß bin, den Mann fragen ob er so blöde Sachen macht. Wenn er dann ja sagt, dann heirate ich ihn nicht. Du hättest dir das wirklich besser überlegen müssen bevor du den heiratest.“

Sie war ganz erschrocken, als sie bei mir Tränen kullern sah…

Aber ich konnte nicht anders ich musste einfach so schallend lachen, dass mir die Tränen aus den Augen liefen.

11 Kommentare:

  1. Genau, fragen. Man kann doch voher mal miteinander reden! Recht hat die Süße.^^

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  2. "Kinder und Besoffene sagen immer die Wahrheit"

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  3. Das stelle ich mir lustig vor.

    "Willst du mich heiraten?"
    - "Warte, warte. Erst eine Gegenfrage! Würdest du Bücher in einen Sack stopfen und über den Zaun werfen?"
    - "Ich ähm... Nee?"
    - "Gut, dann können wir heiraten!"

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    1. Ihre Wortwahl wäre: Machst du doofe Sachen?
      Aber im Grunde genau so wie du das erfasst hast;-)

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  4. Also, abgesehen von der Aktion, die ich nicht weiter kommentieren möchte *grummel*, deine Süße...herrlich. ich hätte auch Tränen in den Augen gehabt.

    LG

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    1. Decken wir den Mantel des Schweigens über die Aktion...

      Die Süße ist ein wahrer Schatz

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  5. Die Süße ist wunderbar! :D

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    1. sic!

      Und wenn sie groß ist bekommt sie die URL des Blogs;-)

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  6. Die Süße ist nicht nur süß sondern auch klug,
    findet
    das LandEi

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