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Mittwoch, 30. November 2016

Ich habe ihn wieder gefunden....

oder besser gesagt er mich...


Kürzlich, als ich mich im Fratzenbuch einloggte, bemerkte ich eine Freundschaftsanfrage von IHM.


Ja genau, von IHM.


Es ist schon so lange her, aber ich weiß es noch wie gestern.
Wie er da stand, im Dunkeln, am Treffpunkt, mit dem Rücken zu mir.
Das Licht der Supermarktbeleuchtung fiel auf sein schwarzes Haar.
Es schimmerte und er hatte eine so stolze und coole Haltung.
Er war so cool, er war interessant, er war der Schwarm der Schule und er hatte sich mit MIR - ja genau mit MIR - verabredet.
Nein, nicht nur verabredet, er besuchte mich!
Natürlich hatten wir uns schon
vorher einige Male getroffen,
aber das war immer
mit anderen zusammen.
Ich holte ihn dort am Supermarkt, wo ihn seine Mutter abgesetzt hatte, ab.
Er wohnte 8 Kilometer entfernt,
am Ort unserer Schule
Als er mich hörte drehte er sich um.
Es haute mich um.
Diese Bewegung, dieses scharf geschnittene Gesicht.
Mir fuhr es in den Magen!
Millionen kleiner Schmetterlinge flatterten in meinem Bauch.
Dieser Moment war magisch.
Es war DER Moment in dem man sich das erste Mal verliebt.


Ich war hin und weg.
Wir gingen zu mir nach Hause.
Wir unterhielten uns den ganzen Abend, wir kamen uns näher.
Eigentlich war geplant, dass ihn meine Mutter heim fährt.
Die aber hatte gedacht mein Besuch käme am nächsten Tag und kam an diesem Abend später als üblich von ihrer Singstunde nach Hause.


Also beschlossen wir (also er und ich), dass er bei mir übernachtet.
Um den Ärger mit meinen Eltern zu vermeiden, schlief er im Gästezimmer...
Was aber egal war. Er war bei MIR!


Nie vergesse ich die neidischen Blicke meiner Schulkameradinnen, als ich am nächsten morgen Hand in Hand mit IHM an der Bushaltestelle ankam.
Ich tat ganz cool (er sowieso. Er war immer cool), obwohl mir ganz übel vor Aufregung war.
Ich tat so, als ob das dass normalste der Welt wäre, mit gerade mal 15 Jahren morgens mit dem Schwarm der Schule an der Bushaltestelle zu erscheinen.


Ja ich war verliebt.
Über beide Ohren.


Natürlich hielt das nicht ewig.
Sein Vater - seines Zeichens Hauptmann - wurde abberufen und sie zogen für 2 Jahre ins Ausland.
Das war es dann.
Wir schrieben uns noch ein paar Briefe (damals gab es ja weder Internet noch Handys) und dann schlief es ein.


Als er wieder zurück kam, hatte ich einen anderen Freund, als mit dem Schluss war hatte er eine Freundin. Dann zog er für's Studium weg und und und.


Aber wir hatten immer wieder Kontakt. Zu meinem 20sten Geburtstag schenkte er mir Karten für Rock am See in Konstanz. Das war ganz großes Kino!
Diese Geschichte erzähle ich aber
vielleicht ein anderes Mal.
Irgendwann hatten wir uns ganz aus den Augen verloren.
Er war eine Zeit im Ausland (Mexiko und USA, wenn ich das richtig weiß).
War verheiratet, hatte Kinder von verschiedenen Frauen und und und.
Hatte mich alles nicht besonder gewundert, weil er schon als jugendlicher ein totaler Chaot war. Er hatte sich nie um etwas Sorgen gemacht.
Er lernte nie, hatte trotztdem immer die allerbesten Noten, sprach 4 Sprachen fließend, übte gefährliche Sportarten aus (z.B. Fallschirmspringen und selbst ein Absturz hielt ihn nicht davon ab es weiterhin zu betreiben), er beschloss von einem Tag auf den anderen einen Job zu kündigen und hatte - nachdem er ein halbes Jahr durch die Weltgeschichte gereist war - schnell wieder eine gute Stelle.


Es schien, dass ihm alles glückte, was er anfasste und er sich um nichts und um niemanden scherte oder sich sorgen machte.


Ich habe mich also sehr gefreut, als er mich bei Facebook addete.


Das hätte ich mal nicht tun sollen.
Es zerstört die ganze Illusion.
Da ist nichts mehr übrig, von diesem coolen, völlig sorglosen, sich über alle Konvetionen hinwegsetztenden Mann. Es ist nicht der Mann, mit dem man Pferde stehlen und Abenteuer erleben kann.


Seine Timline besteht aus
  • Bildern von sich auf Malle am Strand,
  •  Fotomontagen mit irgendwelchen Zeichentrickfiguren
  • Kommentaren zu Fußballspielen (er scheint Borussia zu lieben und die Bayern zu hassen)
  • Kommentaren zur Regierung (Merkel ist doof und macht alles falsch)
  • Kommentaren zur Flüchtlingskrise (die nehmen unser ganzes Geld weg und wir Deutschen sind die gelackmeierten)
Er ist ganz weit recht außen. Ich bin total entsezt, ernüchtert und kurz davor mich von ihm wieder zu "entfreunden"....
Wenn da nicht die Nostalgie wäre...


Er war halt meine große Liebe....


Es ist nicht so prickelnd!

9 Kommentare:

  1. ..oder anders betrachtet.
    Dankebar sein für das was man nicht bekommen hat.

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  2. Menschen ändern sich. Wer weiß, was (mit) ihm in der Zwischenzeit passiert ist.

    Ich würd ihn nicht entfreunden. Aus reiner Neugier ;-) Du musst ja nicht mit ihm interagieren.

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    1. Neugierig bin ich.

      Ich bin nur ziemlich verwundert, weil ich eine solche engstirnige Denkweise bei ihm, dem WEltenbummerl, niemals erwartet hätte

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    2. Den Gedanken hatte ich beim Lesen nun auch. Seltsam, wie sich manche Leute entwickeln. Naja.

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    3. Dieser Gedanke liegt auch sehr nahe..

      Ja, seltsam, wie sich manche Menschen entwickeln....

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  3. PS.: ich hab auch so einen ähnlichen in meiner Freundesliste. Absoluter Trump-Wähler/Fan.
    Aber ich bin zu neugierig, als dass ich ihn kicken würde^^

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    1. Frei nach dem Motto: Man muss seine Feinde kennen ;-)

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