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Freitag, 25. Juli 2014

Super, aber mit fahlem Beigeschmack

Kurz gesagt: Das Gespräch mit meinem Chef lief super für mich.
Für ihn war es aber eine ziemliche Katastrophe.


Es war eigentlichen das Jahresgespräch, aber weil die Stimmung zwischen uns dermaßen im Keller war, hatte ich den Chef-Chef gebeten mitzukommen.
Blöderweise hatte mein Chef den Termin auf 12.00-13.30 Uhr gelegt. Ich glaube, dass auch diese Uhrzeit so gar nicht gut beim Chef-Chef ankam.
Mein Chef bestritt selbstverständlich, dass er jemals etwas an meiner Arbeitszeit ändern wollte, aber er meinte nach wie vor, dass ich eben Pech gehabt hätte, wenn Freitag ein Feiertag sei, das wurde kurz diskutiert, dann wurde entschieden wir klären das mit der Personalabteilung in einem anderen Termin.
Nachdem das geklärt war, ging es los mit dem Beurteilungsgespräch.
Er versuchte mir ständig zu beweisen, dass ich sehr viele Fehler mache.
Manche gab ich zu bei anderen argumentierte ich dagegen.
Beispielweise warf er mir vor ein Projekt nicht richtig zu steuern, weil es kurz davor steht an die Wand zu fahren.

Ich konnte dagegen argumentieren, dass das Projekt viel zu spät beauftragt worden war und die Umsetzungszeit viel zu knapp bemessen war und genau dies der Grund war, dass wir es extern vergeben haben, dann habe ich ihm alle Maßnahmen aufgeführt, die ich veranlasst habe um den straffen Zeitplan zu halten.
Er konnte nichts dagegen sagen, argumentierte aber immer wieder, ja das stimmt aber ich meine doch schon vorher....
Ich merkte wie er ins schwimmen kam.
Er wurde immer nervöser ich immer ruhiger.
Ich saß strategisch günstig gegenüber meinem Chef und Chef-Chef. So konnte ich hin und wieder einen Blick auf meinen Chef-Chef werfen konnte, der ruhig daneben saß und nur beobachtete.
Mein Chef saß genau neben ihm und konnte somit keinen Blick auf ihn werfen. Ich bekam immer wieder aufmunternde Blicke vom Chef-Chef, mein Chef schaute mich irgendwann gar nicht mehr an.
Wir diskutierten jeden Punkt so lange, dass wir nicht durchkamen, aber ich hatte jedesmal das Gefühl einen besseren Eindruck hinterlassen zu haben als mein Chef, auch wenn ich nicht immer durch kam oder mal einen Fehler zugab, aber genau das war auch gut. Fehler passieren jedem, also gebe ich doch die zu die ich mache.
Ich beendete das Gespräch damit, das ich in der Diskussion den Eindruck gewonnen hätte, dass die meisten Punkte meinem Zeitmanagement geschuldet sind ich ich da noch Verbesserungspotential sehe. Ich erkannte im Augenwinkel wie bei dieser Aussage ein Lächeln über das Gesicht meines Chef-Chefs huschte.

Mein Chef-Chef bat mich noch um ein 3-Minuten-4-Augengespräch.
In diesem erklärte er mir, dass ich nicht meinen müsste ich würde einen schlechten Job machen, aber solche Termine wären nun mal da die Schwachstellen aufzudecken. Ich würde einen guten Job machen und auch meinen Vorschlag mit dem Zeitmanagement fand er super. Er lobte mich, wie ich diesen Termin komplett auswendig ohne Notizen durchgeführt habe. (Ein Kritikpunkt meines Chefs war, dass ich meine Projekte nicht kennen würde und keinen Überblick hätte, was ich aber in diesem Termin aber adabsurdum geführt habe).

Was ich aus diesen letzten 3 Minuten mitgenommen habe, ist das Gefühl, dass ich super war. Klar kann er kann nicht sagen: "Ihr Chef ist ein Depp." Aber ich hatte den Eindruck, dass er durchaus gesehen hat, dass mein Chef wahnsinnig viel Druck aufbaut, weil er meint selbst so weiter zu kommen.
Ich hatte das Gefühl er wollte mir sagen, dass er die Kritikpunkte die mein Chef aufgeführt hat nicht teilen kann.

Mein Chef ist ja aber auch kein Idiot und jetzt sieht er seine Karriere, die er schon lange machen will - und aus Gründen nicht macht, noch weiter in die Ferne rücken. Er ging mich nach dem Termin noch mal ziemlich an.
Aber mein Kollege gab mir ungewollt Rückendeckung, weil er meine Aussage bestätigte.

Ich bin mal gespannt wie es weiter geht.
Er ist aus gutem Grund stinke sauer.
Entweder wird er nun jeden Fehler von mir aufdecken und bemängeln.

Alternativ, geht er mal in sich und überlegt was bei ihm schief gelaufen ist. Vielleicht bekommt er auch ein Feedback vom Chef-Chef, in dem er gesagt bekommt, warum er keine gute Figur gemacht hat und er ändert sich.

Die für mich und ich glaube auch für ihn beste Lösung wäre wenn man ihm eine Fachkarriere anbieten würde.
Es ist ja nicht das erste mal, dass er Probleme mit Mitarbeitern hat. Vor fast zwei Jahren, gerade als ich gekommen war, hat man ihm die halbe Abteilung weggenommen. Offiziell wurde Umstrukturiert. Ich habe nun aber mitbekommen, dass es der Teil der Leute war, der mit ihm die größten Probleme hat.
Es ist nicht so, dass die verbliebenen Kollegen zufrieden mit ihm sind, aber die machen ihren Stiefel und auf mindestens zwei Leute ist er total angewiesen, so dass er sich bei denen etwas mehr zusammenreißt.

Sein Ruf als Chef ist im Unternehmen anscheinend kein guter und auch sein Chef weiß das.

Ich bin froh, dass ich jetzt erst mal Urlaub habe und aus dem Schussfeld bin, bis er sich wieder etwas gesammelt hat.

6 Kommentare:

  1. Wirklich bösartig kann er gar nicht werden, denn er steht ja unter Beobachtung. Aber er wird es Dich natürlich spüren lassen. Ich denke aber, dass Du das gut wegstecken kannst. Alleine schon weil Chef-Chef ja irgendwie hinter Dir steht.

    LG und schönen Urlaub!

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    1. Wird er und tut er auch...
      Aber das Verhältnis war vorher auch schon nicht gut.
      Also was soll es

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  2. Du hast es gemeistert wie eine Lady das eben meistert - Mit Stil und Eleganz *verbeug* Wünsche dir einen tollen Urlaub.

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  3. Läuuuuft :-) Glückwunsch, elegant ans Ziel gekommen!
    LG, Holger

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    1. Ob es so läuft, stellt sich noch heraus, aber der Anfang ist gemacht

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