Mittwoch, 17. September 2014

Mit der Schultüte in die Vergangenheit... eine Antwort

Die liebe Frau Sturmtänzerin hat heute einen Content veröffentlicht, den ich gerne hier beantworten würde, weil meine Antwort das Kommentarfeld sprengen würde:


Diese "Vorwürfe" von Frau Sturmtänzerin gegenüber der heutigen Elterngeneration hört man häufig:


Ich hatte damals keine große Schultüte,
ich bin zur Schule gelaufen und
mit mir wurde nicht ein solcher Bohei gemacht,
aber ich habe keinen Schaden davon getragen.


Das ist durchgehend die Standardaussage.
Ich bin ja eine "späte" Mutter und gebe Frau Sturmtänzerin auch in allen Punkten recht.


Auch ich bin eine halbe Stunde zur Schule gelaufen und ja, diese Schulwege waren auch eine tolle Zeit.
Ich erinnere mich noch, dass ich mit meinen Freundinnen mal so herumgetrödelt habe, dass meine Mutter in helle Panik geriet, weil ich 2 Stunden nach Schulende immernoch nicht zuhause war.
Ja, meine Freundinnen und ich, wir hatten halt Spaß.
Wir wurden nur in Ausnahmefällen zur Schule gefahren.
Ob meine Schultüte größer oder kleiner als die heutigen waren, weiß ich nicht mehr. Ich denke sie war ungefähr so groß wie die meiner Süßen war, aber darum geht es auch nicht.
Fakt ist, ich bin gelaufen und kein Mensch hat meinen Ranzen getragen:


ABER...


ich muss auch zu der Ehrenrettung der "aktuellen" Eltern sagen: "Wenn jemand sein Kind heutzutage MEINEN Schulweg alleine laufen lassen würde, der würde vermutlich binnen weniger Tage am Pranger stehen und das Jugendamt auf den Hals gehetzt bekommen."


Mein Schulweg damals, war recht weit. Das ist aber nicht die Länge des Weges, sondern die Straßen die ich überqueren musste, die - bis heute - keine Ampel haben. Mindestens nicht an der Stelle wo es für den direkten Weg zur Schule notwendig wäre. Hätte man die Ampel benutzt wäre das ein Umweg von einem guten halben Kilometer gewesen. Bei einem sowieso schon langen Weg (ich glaube es waren ca zwei Kilometer) macht das kein Mensch.
Der Verkehr damals war wesentlich weniger. Heutzutage ist es ein nicht abreißend wollender Strom an Fahrzeugen. Ich würde mein Kind nicht der Gefahr aussetzen (wollen) unter einen der vorbei donnernden LKWs zu kommen.

Und ja, man macht vielleicht einen ganz anderen Bohei um die Kinder, aber das ist ein gesellschaftliches Problem.
Wir bekommen unsere Kinder heutzutage nicht mehr mit Anfang 20, sondern eher mit Anfang/Mitte 30. Weil man vorher erst mal noch seine Ausbildung machen und beruflich Fuß fassen möchte/muss.
Mit 30 wir man aber auch vorsichtiger.
Ich habe es oft beobachtet wie locker manche junge Mütter im Vergleich zu mir sind.


Vielleicht liegt es auch daran, dass ich mein Kind in einem ganz anderen Bewußtsein bekommen habe, als so manch andere (jüngere) Mutter.


Je älter die Mutter um so häufiger die Probleme beim Kinder kriegen.


Nicht umsonst sagt man, dass eine Frau über 35 eine Risikoschwangere ist.


Wenn dann endlich ein Kind da ist, ist man dann vielleicht doch ein wenig vorsichtiger, als man es wäre, wenn es ein glatter durchmarsch gewesen wäre.


Bevor hier jetzt der Shitstorm losbricht: "Ich bin davon überzeugt, dass eine Mutter - unabhängig ihres Alters - ihr Kind liebt und sich ein Kind niemals durch ein anderes ersetzen lässt, aber wenn einem Kind einer 20 Jährigen Mutter etwas passiert, dann hat die Mutter jederzeit noch die Möglichkeit ein weiteres Kind zu bekommen, eine Mutter älteren Semesters nicht.


Eine junge Mutter hat somit noch die Möglichkeit einen kleinen Menschen groß zu ziehen, eine Möglichkeit die eine ältere Mutter dann nicht mehr hat.


Klingt jetzt vielleicht ein wenig seltsam, aber denkt mal darüber nach....


Und ja, vielleicht mutet es manchmal etwas seltsam an, wie Eltern mit ihren Kindern umgehen.
Wohl behüten und über betüddeln.
Andererseits ist es auch erschreckend, wie wenig sich manche Menschen um ihre Kinder kümmern.


Ich denke man wird immer extreme finden. In jeder Generation!
Das ist aber nicht die Masse.


Ich kann mich noch daran erinnern, dass meine Großmutter mir damals erzählte, dass sie als Schülerin Tatzen bekommen hätte und sie auch keine bleibenden Schäden davon getragen hätte.


Ich glaube in diesem Punkt sind wir uns vermutlich alle einig. Tatzen sind eine aus heutiger Sicht eine nicht adäquate Erziehungsmaßnahme.
Dass meine Großmutter durchaus Schaden aus ihrer Kindheit bzw Jugend getragen hat, davon bin ich heute - als als erwachsene Frau rückblickend - überzeugt. Allerdings, vermute ich, dass die Tatzen nicht das eigentliche Problem war, sondern der Krieg.


Was ich damit sagen will:
Im Grunde wird die vorangegangene Generation immer die aktuelle Generation kritisch beäugen und auf die Fehler schauen.
Vielleicht um einfach festzustellen: Auch wenn wir Fehler gemacht haben, so ist es doch gut zu sehen, dass auch die nachvolgenden Generationen Fehler machen.


Ich denke aber, dass jede Generation ihre eigenen Fehler machen darf hauptsache man lernt darauf.


Und ich glaube nicht, dass die Kinder bleibende Schäden bekommen, wenn man sie zur Schule fährt.

12 Kommentare:

  1. Autotüren sind natürlich eine fiese Waffe!

    Nein, natürlich liebt jeder sein Kind am Meisten;-)

    Hab ich auch gar nicht anders vermutet und unterstellt...

    Ich wollte nur für ein wenig Verständnis werben, dass Eltern der heutigen Generation nichts anderes tun als unsere Eltern.
    Sie wollen das Beste für IHR Kind und für ältere bzw außenstehende sieht das manchmal etwas seltsam aus.

    Aber ich gebe dir recht.
    Es gibt genug Menschen, die zu Lasen anderer handeln.
    Dass Eltern ihre Kinder am liebsten mit dem SUV ins Klassenzimmer fahren würden, das habe ich auch schon erlebt..

    Lass die nicht ärgern.
    Vielleicht kannst du ja für eine geraume Zeit einen anderen Arbeitsweg wählen, bis die erste Euphorie, der Erstklässlereltern sich gelegt hat?

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  2. Zwar stehen mir bei beiden Argumentationen die Haare zu Berge, aber das liegt wohl mehr am Wind, der zur Zeit ums Haus weht.
    Unsere beiden Töchter gingen natürlich zu Fuß zur Schule, wir haben ihnen den sichersten Weg vorgelaufen, in den 80ern und 90ern Jahren, ganz ganz selten wurden sie mal von mir gebracht oder mit dem Auto abgeholt, aber nur dann, wenn z.B. sperrige Artikel eine Rolle spielten.
    Nein, wir haben unseren Töchtern einfach zugetraut, daß sie alleine und mit eigener Verantwortung auch schon als Schulkind in der Welt aufgehoben sind.
    Die Ergebnisse konnten sich sehen lassen:
    Beide Klassenprimus, beide im Abstand von 7 Jahren an der gleichen Schule mit fünzehn Jahren Schulsprecherin, beide Abitur mit jeweils 1,5 und 1,6. Und wir haben es nicht erwartet, das haben die Beiden einfach selbst in die Hand genommen.

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  3. Ach lieber lautleise...

    Was soll ich gegen einen Mann argumentieren, der in Punkto Kindererziehung und auch sonst so alles richtig macht?
    Da bleibt mir kleinem Würstchen ja nur mich in eine Ecke zu verkriechen und zu hoffen,dass meine Unfähigkeit nicht all zu sehr auffällt.

    Ich meine ich weiß ja, Dein Sohn Oberarzt, deine Töchter Klassenprimus und Klassensprecher.
    Vielleicht magst du uns noch ihre Namen nennen, damit wir auch unser Kreuz an den richtigen stelle bei der Bundestagwahl setze.
    Ich hoffe solch perfekte Menschen werden sich doch um unser Land bemühen, was kann uns besseres passieren?

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  4. Lady, wer eine solch gekonnte Replik formuliert, der bringt mich
    1. zum Schmunzeln - und
    2. zum Chapeau ziehen.
    *Lach* Wolf

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  5. Liebe Lady Crooks
    Ich in völlig Deiner Meinung! Ich gehöre zu den Ich-fahre-meine-Kinder-gerne-zur-Schule-Mutter. Mein großer Sohn hat vor kurzem von alleine angefangen, zur Schule mit dem Rad zu fahren obwohl seine Schwester trotzdem gebracht wird. Bei Regen und Kälte nutzt er den Fahrdienst trotzdem gerne ;o)
    Dieses Wir-haben-früher-auch-Gerede hängt mir zum Halse raus... ES WAREN ANDERE ZEITEN vor 40 Jahren! Es gab viel weniger Autos, und die hatten auch nicht die Höhe eines mittleren Busses! Die Kinder waren deutlich weniger schulisch gefordert (ich hatte z.B. Nur in der Oberstufe nachmittags Unterricht, und auch das nur 1 mal pro Woche!) Während die Mutter meine Freundin als arbeitende Mutter kritisch beäugt wurde, muss ich mich als Vollzeithausfrau heute täglich rechtfertigen...
    Die Wiesen, auf denen ich als Kind gespielt habe, sind schon lange überbaut...
    Es IST einfach nichts mehr wie "früher"... Nur eines hat sich nicht geändert: Leben und Leben-lassen ist immer noch nicht möglich...
    @lautleise Sind die Kinder jetzt TOTZ oder WEGEN ihres erlaufenen Schulweges solche Überflieger? Wird es dann in dieser Generation der Schulwegfahrer keine super Abinotenabiturienten geben? Keine Oberärzte? Welche Horrorscenarien werden uns mit dieser Generation der
    Schulwegfahrer erwarten?!

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    1. Nein, die Antwort ist ganz einfach:
      Die Töchter gingen gerne zur Schule und hatten einfach Spaß am Lernen.
      Die Schulwegfahrer sind ja nicht die Kinder, sondern deren bekloppte Eltern.
      Oh, Entschuldigung: Nicht bekloppt, eher sehr, sehr besorgt...

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    2. Tja, GsD ist es wohl so, dass auch bekloppte Eltern wohlgeratene Kinder haben können.
      Der Beweis scheint angetreten zu sein.
      Danke Wolf.

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    3. Werte Lady,
      einen wichtigen Hinweis muss ich hier noch loswerden:
      OHNE die Leistung der Liebsten, der Mutter der Wunschtöchter, wäre das alles nicht möglich gewesen. Und somit heisst es bei fast jedem Telefonat:
      Hallo Papa, kann ich mal die Mama haben...

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  6. Jetzt mal eine kleine Frage am Rande: was heißt Tatzen kriegen? Sowas wie Prügel?

    Liebe Grüße

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    1. Tatzen sind Schläge mit einem Rohrstock auf die Handfläche.
      Wurde in der BRD, Anfang der 70er verboten, außer in Bayern, dort durften die Lehrer noch bis in die 80er hinein züchtigen.

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    2. Das kenne ich von meiner Mutter, einer echten Münchnerin. Die ist aber Jahrgang '44, da war das dann noch Gang und Gäbe.

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  7. Ich kann dem Allem eigentlich nur zustimmen :-)

    (Auch wenn ich wahrscehinlich trotz meines Alters keine so "übertüddelige" Mutter bin/sein werde, das ist mir mitunter einfach zu anstrengend ;-) Aber ich kann es nachvollziehen.).

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